(Ich)… Der Tod und das Mädchen

Vor einiger Zeit raunzte mich ein Mensch leicht abfällig, wie ich fand, von der Seite an und meinte sehr selbstgefällig: „Bei Deiner Arbeit geht es immer um das Gleiche. Du zelebrierst ständig nur Dein eigenes ICH, ICH, ICH.“

„Oi, oi, oi“ hab ich da bei mir gedacht, „das ist ja blöd.“ Und dann wollte ich schon Luft holen und entgegnen: „ Sprechen wir hier von Wiederholung und/oder Differenz?“ Ach, wie gerne hätte ich gekontert: „Weißt Du, mein visueller Legastheniker, für Gilles Deleuze tritt Differenz an die Stelle von Identität, Negation, Repräsentation, Subjekt und Gott. Es geht um Wiederholung und Differenz. Wiederholung hat nicht den Charakter der Allgemeinheit. In einer solchen gibt es eine Ordnung der Ähnlichkeiten und Äquivalenzen. Die Wiederholung macht die Differenz zu dem deutlich, was wiederholt wird. Aber dieses, was wiederholt wird, ist schon selber eine Wiederholung im Verhältnis zu einem anderen, das wiederholt wird. So gibt es keine Einheit, keine Gleichheit. Alles was ist, geschieht durch Verschiebung ohne ein Letzt- bzw. Erst-Verschobenes.

Wiederholung geschieht aus dem Willen, so nach Nietzsche. Und es sind die kleinen Differenzen, die sich z.B. im Tagebuch des Verführers bei Kierkegaard zeigen. Wiederholung hat nichts mit einem reinen Ich zu tun und Ich meint Gedächtnis, das alles umfasst. Wiederholung wäre hier „Pseudo-Wiederholung der besonderen Fälle“. Wiederholung hingegen unter dem Gesichtspunkt der Differenz meint als Zweites „nicht ein zweites Mal“ dasselbe „sondern das Unendliche, das von einem einzigen Male ausgesagt wird, die Ewigkeit, die von einem Augenblick, das Unbewusste, das vom Bewusstsein ausgesagt wird, die n-te Potenz“.

 

So hätte ich gerne geantwortet! Aber, wenn die Situation es erfordert, dann fallen einem Sätze, wie die von Harald Kerber zu „Zum Begriff der Differenz bei Hegel, Derrida und Deleuze,“ nie rechtzeitig ein. Also stand ich vor meinem Kritiker, wehrlos, und schaute beschämt auf meine Schuhspitzen. Wieder einmal. Es ist doch wirklich immer nur das Gleiche. Oder etwa nicht?

(Siehe hierzu auch meine Artikel vom 7. Juni 2012 und 19. Januar 2014)