(MEINEdeine) Zerrissenheit

Die Kunst wird von Zerrissenheit… ergriffen, doch stirbt sie nicht daran; sie wird vielmehr in einen Zustand versetzt, in dem es unmöglich ist zu sterben. (Giorgio Agamben)

1. Alles hier ist Collage. Ist Stückwerk. Ich bin ein Stückwerk, denn das was ich sage, ist Fremdes. Das Äußerste an analytischer und pittoresker Psychologie soll ich in Tentation de saint Antoine, die 1874 erschien, geleistet haben? Ist das zu begreifen?

Es ist eigentlich ein ungeheures Monodrama: die Visionen des Heiligen Antonius während einer Nacht. Aber mit wem? Mit einer Frau? Seiner Schwester? Seinem Bruder? Oder seinem eigenen Spiegelbild? Ah, laß doch!

Es ist falsch, dass Flaubert, was eines solchen, reinen Gestalters gänzlich unwürdig gewesen wäre, im Antonius-Thema das Fiasko der Religion symbolisieren wollte! O, nein! Flaubert ist Atheist; aber er sagt es nicht! Ihn interessiert nur die Beschreibung des Falls…

2. Der Fall Antonius! Oder war es der Fall Flaubert? Oder mein eigener Fall? Alle erdenklichen Gesichter ziehen an dem durch (LEBENS)Hunger und Selbstquälereien überreizten Antonius vorüber: Wollust, Grausamkeit, Schwelgerei, Herrschsucht, sämtliche Formen des Unglaubens… Schließlich ruft eine der Erscheinungen ihm zu: „Mein Reich ist so groß wie die Welt und meine Begierde hat keine Grenzen. Ich gehe immer fort, Geister befreiend und Welten wägend, ohne Furcht, ohne Mitleid, ohne Liebe, ohne Gott. Man nennt mich Wissenschaft.“ Ein Zitat?! Klar! Von fremden Zungen? Auch hierzu ein fettes ja … doch der Teufel weiß noch etwas viel Schlimmeres zu sagen: „Wer weiß, ob die Welt bloß ein ewiger Strom von Dingen und Geschehnissen, der Schein das einzig Wahre, die Illusion die einzige Wirklichkeit ist!“ O! wenn du…

3. Endlich ist die Nacht zu Ende. Speziell für Männer entwickelt, diese Nacht… Nacht und Männer, die guten, ausdauernden und viel Sex haben wollen! Aber wer bin ich denn, dass…? Bin ich etwa Doc Hammer?! Doc Hammer enthält ausgewählte Zutaten, die Power und Energy geben und die natürliche SinnenLUST steigern. Neben einer guten Ausdauer und Kraft ist nämlich beim Sex auch die Regeneration sehr wichtig. Doc Hammer ist also perfekt für eine nachhaltige Befriedigung… Der Eremit seufzt, bekreuzigt sich und kehrt zu seinem unterbrochen Gebet zurück: „Schließen Sie den weißen Stecker an die weiße Audiobuchse L (links), den roten Stecker an die rote Audiobuchse R (rechts) und den gelben Stecker an die gelbe Videobuchse VIDEO an.“

4. Wenn Sie den Camcorder an ein Fernsehgerät anschließen, stellen Sie den Eingang VIDEO ein. Wenn Sie den Camcorder an einen Videorecorder  anschließen, stellen Sie den Eingang auf LINE ein…  (ja, eine LINE ziehen…!?)

Weitere „√ersuche“ (Skizzen)

Im Schatten der Linden öffneten die Götter… (Antonius seufzt auf. Und plötzlich steht er mitten in seinem Zimmer. Dort enthüllt sich ein rundes Elfenbeinbett)… ihm den Gürtel mit süßen Worten! „Sie wird kommen! Die Krankenwärterin Educa. Oder Mrs. Siren, deren Weißdornstrauß die bösen Träume vom Kind fernhält.“

Educa, Mrs. Siren! Sie hätten ihm die ersten Wünsche gelehrt. Ach, Antonius. Antonius? Was siehst Du in der Glaskugel des Lebens?

Steh` mir Rede und Antwort, Antonius! Dein wahrer Name! Der Name Deines Vaters! Der Name der Mutter, Antonius! Steig ins Spiel ein… Spiel!

Deine Paranoia bringt die Teile Deine unbewussten Phantasien schnell wieder zur Auflösung: Eine Frau wird zu einer anderen Frau, zu einer Akkordeon-Spielerin, zur Sphinx.

ACHTUNG, AUFNAHME… Deine Obszönität, Antonius, ist der eigentliche Ausgangsstoff Deiner Ästhetik. Du bist tief verletzt. Du windest Dich wie ein Hund. Du hast Deinen Schwanz eingezogen. Du bist beschämt (deswegen). Du beschämst Dich selber (deswegen)… ACHTUNG, AUFNAHME!

Antonius, hörst Du? : OFF THE SCENE. Ein Schrei zwischen Leben und Tod. „Lebe, Antonius, lebe!“ Wovor hast Du Angst? Vor dem Zufall? Dem Ungewissen? Dem Plötzlichen? Deine Höhle, die mehr einem Ei ähnelt, ist Dir Deine selbst gewünschte Begrenzung. In dieser Abgeschiedenheit träumst Du von Kunst.

Ist diese Höhle nicht viel eher ein Fluchtversuch? Deine Phantasie dient Dir zur Lebenshilfe, Überlebenshilfe. Sie flunkert Dir den Schein für die Wirklichkeit vor.

Und dieser Schein, das weißt Du besser als wir alle, dies ist das, was uns einem Kunstwerk fasziniert. Der Schein! OFF THE SCENE … Kunst muss diesen einen obszönen Glanz besitzen.

Wahre Kunst ist obszön, von Obszönität durchdrungen… ein feines Geschlecht.

Mein Wort zum Sonntag

Es steht geschrieben: Mike Tyson vs. Alfred Ayer. (BachKünstlerbrief 5,12-21  249) Und wer wahrhaft spricht, ist des ewigen Lebens voll (Novalis). Nun gut: Alfred Ayer (1910-1989) war eine ziemliche Berühmtheit. Der britische Philosoph galt als gesellig und außerordentlich unterhaltsam. Auf Empfängen und Partys war Ayer daher ein gern gesehener Gast. In den späten 1980er wurde der weit über 70-Jährige auf einer Party Zeuge, wie Mike Tyson die damals noch recht unbekannte Naomi Campbell belästigte. Der Philosoph ging unerschrocken dazwischen und stellte den aufdringlichen Boxer zur Rede. Tyson fand das gar nicht lustig und fuhr Ayer an: „Wissen Sie, wer ich bin? Ich bin Boxweltmeister im Schwergewicht!“ Doch Ayer ließ sich nicht einschüchtern und antwortete gelassen: „Und ich bin der ehemalige Wykeham-Professor für Logik. Ich schlage vor, dass wir darüber wie vernünftige Menschen reden.“

Mike Tyson vs. Alfred Ayer. Oder anders formuliert: Pinky vs. Brain.

Was will uns diese Geschichte sagen? Traum und Phantasie, Gefühl, Intuition sind „ungöttlich“ und gefährlich? Nur die äußere, dem Bewusstsein zugängliche Realität soll für den Menschen erfahrbar sein? Meine lieben Brüder und Schwestern, der Mike Tyson, sowie der Alfred Ayer gehören beide zu unserem inneren Team! Sie gehören zu uns, wir sollten sie annehmen…o,ja… diese tiefe Zerrissenheit, die den Bereich des Verstandes von der Welt des Unbewussten, des Gefühls trennt. Nehmen wir sie an. Lieben wir sie. Und seien wir zugleich Pinky und Brain.

(Texte aus: Der Philosophie-Kalender 2014; Novalis: Die Lehrlinge zu Sais. Eugen Drewermann: Tiefenpsychologie und Exegese. Fotos: Google)

O, ALLER LIEBSTE…

„Es gibt nur zwei Arten von Menschen – solche, die man warten lässt, und solche, auf die man wartet. Meine Damen und Herren, ich möchte pünktlich beginnen. Denn Sie gehören nicht zu der Art von Menschen, die man warten lässt.“

Aber dann war die Frau des Federmachers vom Podium getreten und sehr ruhig fort gegangen. Die Aussagen der Frau des Federmachers waren stets widersprüchlicher Natur. Sie klangen etwas verrückt, wenn man ihnen vom Standpunkt einer männlich-fantasierten Subjektivität lauschte.

Ihr Mann liebte sie aber genau für diese, ihre so andere Sprache! Er war vernarrt in ihre Sprache, in ihre Rätselhaftigkeit. Er hatte gelernt, mit einem anderen Ohr zuzuhören, wenn sie sprach, wenn sie flüsterte, murmelte oder sang!

Er hatte ihr stets zugehört und war bereit sich in die neuen Bedeutungen ihrer Worte einzuspinnen oder aber diese Worte, die er hörte, einfach aus seiner eigenen eingefahrenden, also männlichen Interpretation herauszulösen.

Die Frau des Federmachers existierte schlichtweg außerhalb einer Logik, die Männer formuliert hatten und auf die Männer so ungeheuer stolz waren. Die Frau des Federmachers hatte sich dem dualistischen Denken dieser Welt-Grübler entzogen.

Sie existierte nicht in der Linearität von auch noch so brillanten Gedanken. Nein, was immer sie sagte, war nicht identisch, mit dem was sie meinte. Es war aber auch nicht mit irgendetwas anderem identisch…

Was die Frau des Federmachers mit Sprache ausdrückte, war viel eher berührend!

Sie berührte etwas mit ihrer Sprache… Die Frau des Federmachers benannte nichts mit schnöden Worten. Sie heftete Worte nicht an Dinge, sie stülpte Worte nirgendwo stumpfsinnig drüber. Ihre Worte korrumpierten nicht die Welt.

Ihre Sprache zärtelte ein Ding, so als ob man mit einem Finger sanft über eine fremde Wange streichelt.

Auch deshalb blieb sie ein ewiges Rätsel…  Und ihr Mann?

Und ihr Mann? Nun, der Federmacher, war vernarrt in diese Rätselhaftigkeit. Kopfschüttelnd hörte er ihr zu, sah sie dabei an und verliebte sich dann aber immer wieder aufs Neue in sie.

Das größte Rätsel ist der Mensch sich selber, heißt es. Aber die Frau des Federmachers blieb allen ein noch viel größeres Rätsel.

ZwischenSPIEL

Kann man Kunst lernen, erlernen? Auch so eine Frage, die nie ausstirbt. Als ich meinen ersten Rembrandt kopierte, da lachte sich mein Professor regelrecht schlapp.

Soll sein… soll sein. Doch nur wenig später verstand ich die Formsprache von Alechinsky. Und das Lachen meines Lehrers verstummte. Kurz darauf sagte er lächelnd zu mir: „Sie werden sich wohl nicht auf die Hände hauen wollen, oder?“

Dann überreichte er mir mein Diplom und ging für immer fort. Erst war ich sprachlos, aber wenig später schon fand ich Verbündete, die meine Einsamkeit durch ihre (wahre) Existenz auskleideten. So ging es viele Jahre weiter. Verbündete kamen und gingen.

Bis ich eines Tages zu mir sagte: „Ich bin Bach. Und das ist gut so!“

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Schamteile

„Du schämst Dich gar nicht!“ Im Anfang, so steht es geschrieben, war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Und dann heißt es im Evangelium nach Johannes weiter: Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. Genau deshalb fasel ich so gerne, fröne der barocken Lust des Fabulierens, schöpfe Verdacht und zaubere Worte aus meinem Hut oder Mund. Gerade auch weil ich ein Maler bin, ein Bildender Künstler (mit einer Bildung, die Strandgut gleicht), ein Zeichner, ein Collagist, ein träumender Imaginist, ein ganz übler Grübler. „Rede nicht soviel. Male!“, fauchte mich einmal ein Kollege an. Ein wortkarger Geselle, dieser Kollege. Einer, der nicht recht verstand, wie wichtig Worte sind. Gewiss ist das Bild vor dem Wort da. So wie das Gefühl vor der Handlung kommt. Oder die betörenden Erlebnisse eines Lebens vor dem Verfassen eines Romans vonnöten seien sollten. Wer keine inneren Bilder hat, braucht sich auch nicht vor äußere zu setzen. Das wusste schon Caspar David Friedrich. Gut gesagt. Als Maler. Casper David Friedrich wusste demnach auch um die Bedeutung der Worte. Für die Bilder! Jedes Bild, davon bin ich überzeugt, war oder ist allerdings vorher. Will sagen: Das Bild entsteht vor dem Wort!

Bevor das Bild später dann auch Wort werden kann, so lange hängt es im Paradies. Oder – anders formuliert – es befindet sich im „Auge eines Betrachters.“ Dieses Auge, will ich meinen, ist eine weit gehend wortfreie, begriffsarme Zone… Das Auge befindet sich tief im Herzen des Betrachtens! Denn jedes Bild bedeutet Ruhe. Kontemplation. Ein Bild bedeutet ein-sich-versenken. Anschauung. Betrachtung. „Nacktheit“ (Und sie erkannten, dass sie nackt waren). Die Bilder sind nackt! Schutzlos dem Betrachter ausgeliefert. Das Bild ist der reine Augenblick, der dann (später erst) von den Worten fort getragen wir, weltwärts mitgerissen wird. Die Worte sind der Fluss, in dem das Bild einem Baum gleicht, an dem ich mich festhalten kann, um nicht im Strudel der unzähligen Worte zu ertrinken.

Dieser Fluss aber ist zugleich meine seelisch-geistige Kraft und Energie, die mich antreibt und befruchtet, meine Anlagen zur Entfaltung bringt und mein Leben verändert. Denn alles fließt. Ständig. Der reine, der statische Augenblick eines Bildes wird oft und gerne mit dem Anfang oder dem Ende eines Begriffssturms, einem nicht-über-das Bild-reden-müssen, verwechselt. Aber Menschen, die sich vom Bild achselzuckend abwenden und sich ins „Freie“ begeben, sind häufig vom schnell einsetzenden Sturm der Definitionen überrascht. Aus dem Auge eines Betrachters, aus dem Paradies der bloßen Betrachtung, muss jedes Bild durch die Worte vertrieben werden bzw. ersetzt werden, damit es überhaupt auf dem Fluss weiter treiben kann. Zu immer neuen Ufern. Nein, ich schäme mich nicht, dass ich Worte für meine Bilder suche und (manchmal auch am Wegesrand) finde. Sie sind es mir wert. Die Bilder. Wie die Worte. Wenn die Welt ein Fluss und/oder eine poetische Träumerei ist, wenn sie also ein Text ist, dann besteht ihre Qualität für mich aber auch oder gerade in der Qualität ihrer Bilder, die sie dort beschreibt.

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Der Tod, das Mädchen (…und ich)

Vor einiger Zeit raunzte mich ein Mensch leicht abschätzig, wie ich fand, von der Seite an und meinte sehr selbstgefällig: „Bei Deiner Arbeit geht es immer um das Gleiche“. (Das war übrigens derselbe Typ, der mir auch gerne ins Ohr flötete: „Rede und schreib nicht soviel. Male lieber!“) Heute meinte er allerdings zu mir: „Du zelebrierst ständig nur Dein eigenes ICH, ICH, ICH…

„Oi, oi, oi“ hab ich da bei mir gedacht, „das ist ja blöd.“ Und dann wollte ich schon Luft holen und entgegnen: „ Sprechen wir hier von Wiederholung und/oder Differenz?“  Ach, wie gerne hätte ich gekontert: „Weißt Du, mein visueller Legastheniker, für Gilles Deleuze tritt Differenz an die Stelle von Identität, Negation, Repräsentation, Subjekt und Gott. Es geht um Wiederholung und Differenz. Wiederholung hat nicht den Charakter der Allgemeinheit. In einer solchen gibt es eine Ordnung der Ähnlichkeiten und Äquivalenzen. Die Wiederholung macht die Differenz zu dem deutlich, was wiederholt wird.

Aber dieses, was wiederholt wird, ist schon selber eine Wiederholung im Verhältnis zu einem anderen, das wiederholt wird. So gibt es keine Einheit, keine Gleichheit. Alles was ist, geschieht durch Verschiebung ohne ein Letzt- bzw. Erst-Verschobenes. Wiederholung geschieht aus dem Willen, so nach Nietzsche. Und es sind die kleinen Differenzen, die sich z.B. im Tagebuch des Verführers bei Kierkegaard zeigen. Wiederholung hat nichts mit einem reinen Ich zu tun und Ich meint Gedächtnis, das alles umfasst. Wiederholung wäre hier „Pseudo-Wiederholung der besonderen Fälle“. Wiederholung hingegen unter dem Gesichtspunkt der Differenz meint als Zweites „nicht ein zweites Mal“ dasselbe „sondern das Unendliche, das von einem einzigen Male ausgesagt wird, die Ewigkeit, die von einem Augenblick, das Unbewusste, das vom Bewusstsein ausgesagt wird, die n-te Potenz“. So hätte ich meinem Gegenüber wirklich gerne geantwortet!

Aber, wenn die Situation es erfordert, dann fallen einem Sätze, wie die von Harald Kerber zu „Zum Begriff der Differenz bei Hegel, Derrida und Deleuze,“ nie rechtzeitig ein. Also stand ich vor meinem Kritiker, wehrlos, und schaute beschämt auf meine Schuhspitzen. Wieder einmal. Es ist wirklich immer das Gleiche.

 

Jeder ist anonym

Könntest du meine Äuglein sehen – Wie sie sind vom Weinen rot – Ich soll in das Kloster gehen – Und allein sein bis in den Tod.

Es sitzen auch zwei Turteltäublein  Drüben auf dem grünen Ast – Wenn die von einander scheiden – So vergehen Laub und Gras.   (Dichter/Dichterin unbekannt)

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Das Lachen der Mona Lisa

Über die Mona Lisa und ganz besonders über ihr Lächeln sind bekanntlich Legionen von Bücher geschrieben wurden, Legenden kreiert und dann tief ins Herz der Kunstgeschichte eingepflanzt. Die schönste Geschichte, die ich über das geheimnisvolle Schmunzeln der Mona Lisa je gelesen habe, die hat der Filmemacher Derek Jarman hinterlassen. Er schrieb, dass fragliche Dame beim Modellsitzen ständig am Reden war. Leonardo da Vinci wusste sich deshalb am Ende nicht anders zu helfen, als dass er sich einen Strichjungen von der Strasse holte, diesen anstelle der Mona Lisa Platz nehmen ließ und dann dessen einnehmendes Lächeln porträtierte. Eine wunderbare Geschichte. Ich glaube freilich nicht, dass die Mona Lisa ständig am Quasseln war. Das klingt mir viel zu sehr nach Klischee (Frauen reden immer nur etc… Leonardo wäre an mir bestimmt auch verzweifelt), das ist mir dann doch zu „billig.“ Höchstwahrscheinlich hat die Mona Lisa einfach nur herzlich gelacht, weil Leonardo so verbissen versuchte ihr Lachen in Öl festzuhalten. Sicherlich sah der alte Zausel absolut ulkig aus, etliche Pinsel zwischen den Lippen, in den Fingern und wahrscheinlich auch im Bart, wie er so vor ihr stand und ständig herumlavierte. „Sfumato“ soll übrigens nach Aussagen der Historiker jene Maltechnik sein, die Leonardo für das Gemälde der Mona Lisa benutzt hat. Wer aber etliche Pinsel im Mund hat, den sollten sie mal bitten sehr deutlich „fumando“ (rauchend) zu sagen. Wer würde da nicht lachen, wenn dem Maler dann natürlich das Wort völlig an den Pinseln zerschellt? Aber die Kunstgeschichte behauptet eh was sie will. Und sie macht auch was sie will. Mich zum Beispiel lässt sie einfach, still und leise links liegen. Aber deshalb ignoriere ich die Kunstgeschichte aus Rache auch nicht einmal mehr! Sie ist mir schnuppe. Zudem bin ich mir gewiss, dass die Mona Lisa gar nicht Lisa hieß. Ich glaube, dass die hübsche Dame auf den Namen Veronika hörte. So etwas spürt man doch. Dafür muss man sich das Bild auch einfach nur mal richtig anschauen! Wenn man mich sieht, sagt man ja auch nicht Johann Sebastian zu mir. Wie gesagt, die Kunstgeschichte macht mit uns und den Bildern, was sie will. Wird Zeit, dass wir allmählich und öfters mal herzlich zurücklachen!  HA!

(Gemälde: Leonardo da Vinci; Fotografie: Sebastian Kohtz)