Rapunzel

Ein ungeheuer kleiner, enger Raum. Und: eine Frau! Versteckt. Kaum sichtbar.

Man(n) ahnt mehr, als man(n) erkennt… wissend/ahnend: nur ein hellhöriger Mann, der die Sprache Rapunzels (= Kunst) genau erlernt, vermag die Mauern der Kontaktangst zu überwinden. Und: (nur) Unverständnis führt zur radikalen Ablehnung, zum Verbot, zur Ächtung, der Kunst, wie auch des Künstlers. Aber ja doch: „ … das geheime Herz, die Wege des Blutes, die ich nicht sehe, die Tunnel des Traums, der ein Proteus ist, die Eingeweide, der Hals, das Skelett. Ich bin all dieses. Unglaublicherweise bin ich auch die Erinnerung an ein Schwert und an eine einsam sinkende Sonne, die sich zu Gold streut, zu Schatten, zu Nichts. Ich bin der vom Hafen aus Schiffe sieht, bin die gezählten Bücher, die gezählten Stiche, die von der Zeit ermüdet sind, bin der jene beneidet die längst starben. Noch seltsamer ist es, der Mensch zu sein, der Wörter flicht im Zimmer eines Hause.“ (Jorge Luis Borges). Der Mensch, der Wörter flicht im Zimmer eines Turms? Kannte Borges den Rapunzelturm? Hatte er ihn jemals besucht? Bewohnt? Ich dagegen kenne meinen –turm. Meinen Künstlerturm! Aber keine Sorge, ich wohne parterre. (Nur) als Künstler will ich leidenschaftlich gerne bei den Sternen hausen. Aber die Dornen, in die ich fiel, als ich den Turm verließ, zerstachen mir die Augen. Von da an irrte ich blind in der WWWelt umher, aß nichts als Wurzeln und Beeren, und tat nichts als jammern und weinen über den Verlust meiner schönsten Blume im Garten. So wanderte ich einige Jahre im Elend umher und geriet endlich in die Wüstenei, wo die schönste Blume inzwischen mit Zwillingen, die sie geboren hatte, einem Knaben und Mädchen (mit Namen Filament und Stigma), recht kümmerlich lebte… Ich vernahm also eine Stimme, und sie deuchte mir so bekannt; da ging ich darauf zu, und wie ich herankam, erkannte mich meine Schönste und Liebste und sie fiel mir um den Hals und weinte. Zwei von ihren Tränen benetzten meine Augen, da wurden sie wieder klar, und ich konnte damit sehen wie sonst: Ein ungeheuer kleiner, enger Raum. Und: eine Frau! Versteckt. Kaum sichtbar. Man(n) ahnt mehr, als man(n) erkennt… wissend/ahnend: nur ein hellhöriger Mann, der die Sprache Rapunzels (= Kunst) genau erlernt, vermag die Mauern der Kontaktangst zu überwinden…

* *ENDE* *(?)

Les Bohemiens

«We’re bohemian. We don’t subscribe to the standard bourgeois values, we see the possibility of life being open. Things are open-ended.» Robert Crumb.

We’re bohemian … we are…


Mut als Widerstand gegen die Angst

Wenn ich mich selbst beschreiben sollte, dann gerne als einen Künstler, der seit Jahren unentwegt gegen einen Kleiderschrank anrennt. Damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen: ich will nicht in den Schrank hinein! O, nein, das nun nicht. Ich renne nur dagegen. Das mag verrückt klingen, ist aber so. Ich will die Welt im Schrank halt gerne auf mich aufmerksam machen. Darum geht es mir bei meinem merkwürdigen Treiben. Und genau deshalb renne ich eben gegen diesen Schrank. Eine Freundin sagte einmal, ich wirke wie „aus der Zeit gefallen.“ Vielleicht bin ich aber nur dem Schrank entkommen. Vielleicht war ich auch nie wirklich drin. Denn die Welt, an die so viele von uns glauben, ist längst ein märchenloser, übervoller Kleiderschrank geworden ist. Finde ich. Und in eben diesem ominösen Kleiderschrank leben unzählige Kaiser und Kaiserinnen, die schöne Kleider so ungeheuer gern haben, dass sie all ihr Geld dafür ausgeben, um recht geputzt zu sein. Sie machen sich nichts aus Poesie, machen sich nichts aus Theater und auch nicht daraus, in den Wald hinauszufahren, es sei denn, um ihre neuen Kleider zu zeigen. Sie haben ein Kleid für jede Stunde des Tages. Ehrlich! Es ist unglaublich…

Lieber Wolfgang Ullrich, Sie sagen, ich schriebe ehrlich. Bin ich ehrlich? Mutig?  Nun, ich denke, die Ehrlichkeit offenbart sich vielleicht im eigentlichen Zusammenspiel der Artikel. Wie ein kluger Mensch einmal schrieb, so erinnert mich mein Schreiben am BLOG an ein rasches „Gleiten von einem Code zum nächsten. Ich bringe alle Codes durcheinander und ändere von einem auf den anderen Tag meine Erklärungen dazu.“

Lieber Detlef Bach, es gibt viele Arten, ehrlich und mutig zu sein. In Ihrem Fall meinte ich, dass mich beeindruckt, wie viel Sie von sich preisgeben, ohne dass es exhibitionistisch wirkt. Die meisten würden auch einen Blog vor allem dazu nutzen, sich ins beste Licht zu rücken, bei Ihnen hat man das Gefühl, da gebe es nicht noch eigens Schutzfilter, die Sie zwischen sich und Ihr Publikum schalten.

Unnötig zu erwähnen, dass so ein Lob (s.o.) schmeichelt. Aber es „ängstigt“ auch, ich fühle mich ertappt. Denn eigentlich verstehe ich mich doch als ein „paradoxer Archäologe,“ jemand, der immer wieder eine (Bedeutungs)-Schicht oder –Ebene über seine jeweiligen Werke legt, der seine Wunden lieber kaschiert, als allzu direkt zur Schau stellt. Aber, wie es scheint, schimmert immer etwas durch! Wenn man dieses ETWAS zu sehen vermag! Es freut mich, wenn dieses besondere Schimmern meiner Arbeiten bestimmte Menschen erfreut, beeindruckt und sie, so hoffe ich, auf bestimmte Weise, zu inspirieren versteht. Narzisstisch genug bin ich, um zu behaupten, dass die meisten Menschen meine Arbeiten links liegen lassen, weil „keiner wollte sich anmerken lassen, dass er nichts sah, denn sonst hätte er ja für sein Amt nicht getaugt oder wäre sehr dumm gewesen.“ Ich könnte es auch anders formulieren: meine Arbeiten passen einfach nicht in einen Kleiderschrank.

Wolfgang Ullrich (* 1967) ist ein Kunsthistoriker und Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der HfG Karlsruhe. Detlef Bach (* 1963) ist ein barocker Minimalist

… und somit fasziniert von der Theorie und Praxis aberwitziger Phantasien, Halluzinationen und Vorstellungen. Seien diese in einem Schrank oder ANDERSWO versteckt.

Die Vision der Welt

Die Vision der Welt ist die wiedererinnende Parodie eines Ereignisses: ein einziger Schauspieler, um sie an einem festlichen Tage darzustellen – denn alles tritt hervor und vergeht wieder an einem einzigen Tag – sollte dieser auch – jenseits des vernünftigen Kalenders – vom 31. Dezember bis zum 6. Januar gedauert haben. So besingt es Gilles Deleuze. Der Text ist von ihm selbst. Die Musik stammt von Simon & Garfunkel (Bridge Over Troubled Water).

Und ich singe einfach mit, obwohl ich nicht gerade sehr textsicher bin. Außerdem: Karaoke habe ich noch nie gemocht. Man kann sich nur lächerlich machen.

When you’re weary… Feeling small… When tears are in your eyes… I will dry them all…

I’m on your side… When times get rough… And friends just can’t be found… Like a bridge over troubled water… I will lay me down…

Like a bridge over troubled water… I will lay me down… verschoben… apathisch… narzisstisch, vom Wirklichen abgeschnitten und einem Philosophen unerwünscht ähnlich.

Frühe Ente fängt den…

Ich habe lange überlegt, mit was ich meinen BLOG 2014 beginnen lassen möchte… Ich denke, es sollte eine Ente sein! Ente steht für: Ente (Fluss), einen Fluss in der Toskana; ein Tier aus der Familie der Entenvögel, hier speziell Stockente, Eigentliche Enten, Anatinae. Oder aber, wie hier bei mir, für eine Fünf-Sekunden-Ente; ein kleines Kunstwerk, das ich Erwin Wurm gewidmet habe. Titel der Arbeit: „ Zeitungsente“.

Biografische Notizen des Künstlers Erwin Wurm: * 1954 in Bruck an der Mur, Österreich; Professur für Bildhauerei/Plastik/Multimedia, Universität für Angewandte Kunst Wien. Medium: Skulptur. In einem permanenten Frage- und Antwortspiel was Skulptur ist und wie sie sich konstituiert, arbeitet Erwin Wurm seit über 25 Jahren an einem vielschichtigen Skulpturbegriff. So können bei ihm Handlungen, Anweisungen und selbst Gedanken zu Skulpturen werden.