An der Wupper geboren, in Gedanken im Himmel

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Bunte liegt so nah? Ahhhh… sehr gute Frage!

Ich gebe hier aber sofort zu, dass „bunt“ nicht das Wort der Wahl ist, wenn man zur Sprache bringt, dass man in Wuppertal wohnt. „Wuppertal?“ lautet die Frage, „ist das nicht diese marode Holzperle im Bergischen Land?“ Ja, so ist es! Völlig marode-pleite.

Leute, die Wuppertal besuchen wollen und deshalb mit der Bahn anreisen, die denken immer, Wuppertal bestünde aus unzähligen Favelas. Ich meine damit diese pittoresken Behausungen aus Kistenbrettern, Blechkanistern und Palmwedeln als Baumaterialien. Favellas, heißt es, seien eine kleine Stadt in der Stadt. Aber in Wahrheit sind das nur unsere bunten Schrebergarten-Siedlungen … rund um Wuppertal.

Und JA!!!! … Else Lasker-Schüler hat hier gelebt. Aber so etwas kann ich ja unheimlich gut leiden: Leute, die mir sofort süffisant erklären müssen, wenn sie hören, dass ich aus Wuppertal komme: „O, dann wissen Sie doch bestimmt auch, dass da die Dichterin Else Lasker-Schüler gewohnt hat.“ „Ehrlich, ist das so? Kommt die aus Wuppertal?“ stöhne ich dann stets bodenlos enttäuscht.

Hat in Wuppertal nicht auch mal Horst Tappert alias Derrick gelebt?“ „Das ist schon richtig,“ erwidere ich auf diese kleine-gemeine, ungeheure Finesse immer und immer wieder mit Gleichmut. „Aber darauf können wir Wuppertaler nicht mehr so richtig stolz sein,“ seufze ich theatralisch. Und warum?! Naja, wegen seiner Nazi-Vergangenheit. Das ist uns jetzt schon einwenig peinlich. Irgendwie. „Harry, hol schon mal den Wagen…!“ „War in Wahrheit ein Panzerspähwagen der SS. Der Mist ist jetzt raus gekommen.“

Aber hallo: „Pina!!!!“ Wir haben doch auch Pina Pausch im Tal gehabt. Und fast hätten wir dafür in Hollywood sogar den OSCAR gewonnen. Das ist doch klasse! Ja, schon. Aber? Aber ich tanze halt gar nicht so gerne (Eine glatte Lüge!!!). Ich male lieber (Das ist wahr!!!). Und zwar viel! Aber versteckt hinter den sieben Bergen des Bergischen Landes.

So ist es! In Tokio habe ich ausgestellt. Und in New York. Ebenso in Washington oder Toulouse. Aber meinen „Bergischen Cappuccino“ trinke ich immer noch am liebsten in Wuppertal. Dort male ich. Dort zeichne ich. Und dort schreibe ich u.a. in mein Tagebuch: „Ich male, also bin ich.“