Wegen der Rose begießt man die Dornen

Es gab eine Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat. In dieser Zeit unterlegte man Beiträge zur Kultur im Fernsehen (!) stets mit der Musik von Erik Satie. Heute wird stattdessen lieber Ludovico Einaudi gespielt, damit wir sofort hören und verstehen können: „Guck an, da geht es um Kultur.“

Ich habe jedoch auch schon ab und an bemerkt, dass Beiträge zur Kultur sehr gerne mit dem Soundtrack des Films „Inception“ (Musik von Hans Zimmer, wem auch sonst?) markiert werden. Soll dies bedeuten, dass es sich bei Kultur um einen Traum im Traum handelt? Und dank der Musik ist es uns möglich, in unsere Träume und somit in das Unterbewusstsein von uns Menschen einzusteigen?

Es gab ebenfalls eine Zeit, in der Marie Luise Kaschnitz schrieb: „Nicht gesagt / Was von der Sonne zu sagen gewesen wäre / Den Teufel nicht an die Wand / Weil ich nicht an ihn glaube / Gott nicht gelobt / Aber wer bin ich daß“. All diese Zeiten sind vergangen. Manchmal macht mich der Verlust richtig traurig, auch ein ganz kleinwenig zornig…

… dann möchte ich malend etwas zurechtrücken. Aber wer bin ich daß

 

Sinn des Lebens

„Den größten Teil des Alltags leben wir nicht in der Gegenwart, sondern rufen uns Szenen der Vergangenheit oder der mutmaßlichen Zukunft vor Augen, um sie zu einen Sinnzusammenhang zu verknüpfen.

Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob diese Szenen selbst erlebt oder nur erzählt, gelesen oder im Film gesehen sind. Fiktionen werden von Menschen oft ebenso intensiv, mitunter sogar intensiver erlebt als die Realität.“ (aus: Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens von Richard David Precht)

„Die Fantasie stimmt ja meistens mehr als die Realität.“ (Martin Suter)

Die Große Mutter

Die Mutter, aber auch der Vater, Brüder und Schwestern, sie alle bezeichnen in den Mythen der Völker nicht nur Verwandtschaftsverhältnisse, sondern sie sind anzusehen als die eigentlichen Triebkräfte in der Seele ein und desselben Menschen. Dieses Bild steht demnach für ein tieferliegendes Streben nach der Vereinigung mit sich selbst. So betrachtet schaffe ich Kunst also viel eher für mich, als für andere, was wiederum paradox ist, denn trete ich nicht gerade mit solchen Bildern in die Öffentlichkeit, die eigentlich garnicht dafür geeignet oder gemacht sind?

Leben in einer anderen Welt

Alle Kunst entsteht daraus, dass sich der Künstler der Welt unsicher ist. Diese Welt passt nicht zu ihm, und er passt nicht in sie, er fühlt sich fremd… So schreibt es an einer Stelle Ferdinand von Schirach.

Wenn bestimmte Werke eines Künstlers im Auge eines Betrachters fremdartig erscheinen, dann deshalb, weil der Betrachter sich auf der Seite seines (Beobachtungs)Spiegels befindet. Und auf der Seite seines Spiegels soll Kunst eine Aufgabe haben, Gewinn bringen, Prestige. Auf der anderen Seite jedoch, dort wo der Künstler sich befindet, spendet Kunst allenfalls Trost. Sie hilft dem Künstler sich in der anderen Welt überhaupt erst zurecht zufinden… Künstler und Betrachter leben offensichtlich voneinander getrennt; eine feine Membran steht zwischen ihnen. Vergleichbar einer Trennscheibe, die z.B. Gefangene von anderen Personen trennt. Solch eine Trennscheibe dient dazu, dass keine Gegenstände, Drogen, aber auch keine Schriftstücke, ausgetauscht werden können und keine Berührungen zwischen Häftling und Besucher möglich sind. Trennscheiben bestehen meist aus durchsichtigem Kunststoff. In meinem Fall jedoch aus Fotopapier, Pappe oder auch Leinwand.

Es heißt, die Personen können sich durch die Trennscheibe entweder über Sprechschlitze oder mittels eines Telefons verständigen. Wir können also miteinander reden. Aber verstehen wir uns auch?

Weitere Exerzitien

Mein lieber Freund René Sydow, Kabarettist, Autor, Schauspieler und Regisseur, schrieb in einem seiner Gedichte: „ein Anfang bleibt ein Anfang bleibt ein / Hoffnungsschimmer / ein Hoffnungsschimmer bleibt ein / Hoffnungsschimmer bleibt ein / Anfang… “ So gehe ich mehr als zufrieden jeden Tag ans Werk.