auf immer und ewig

Ja, ja… das kennen wir schon? Nicht unbedachtsam zog ich hin…

Das Ungeheuer zu bekriegen, / Durch LUST und kluggewandten Sinn / Versucht ichs, in dem Kampf zu siegen. Und doch: Du fängst den Wind niemals ein schubidamdam.

Unvereinbares zu versöhnen. Das erscheint mir mit der Kunst möglich.

(Friedrich Schiller, Howard Carpendale & ich)

Das Geheimnis der Geißblattlaube

Früher brauchten wir die Kunst, um nicht verrückt zu werden an den Verirrungen der Welt. Heute soll die Kunst uns die Welt erklären. Das finde wiederum ich verrückt. Ich brauche meine Kunst, um für mich überhaupt klären zu können, was wirklich in der Geißblattlaube geschah?

Verknüpfte Episoden

„Ich bin wie ein läufiger Hund, der Autos nachjagt! Ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, wenn ich mal eins erwische…“ So der JOKER im Film „The Dark Knight“. Ganz ähnlich verhält es sich bei mir als Künstler. Stets jage ich (halbherzig) dem einen wichtigen Bild hinterher. Denn ich wüßte auch nicht, was ich noch tun sollte und könnte, wenn es mir eines Tages gelänge, es tatsächlich zu malen. Stattdessen bringe ich lieber weiterhin die unterschiedlichsten Episoden meines Lebens zusammen, knüpfe Zeiten zusammen, die sich vordem gar nicht (er)kannten.

Spielraum für Zauberwesen

Der Philosoph Sokrates war in den Augen seiner Mitbürger ein „Besenbinder“. Er ging keiner geregelten Arbeit nach. Ich folge ihm als Künstler hinterher. Denn nur ein „Besenbinder“, so heißt es im Märchen, ist imstande den goldenen Vogel (oder die Kunst) zu entdecken. Viel Glück, Geschick, Geduld und Findigkeit benötigt er, um dieses Zauberwesen Kunst zu finden, an das ich so sehr glaube. 

Es geht mir nicht darum, es zu fangen. Die Zauberwesen wirken auf mich allesamt märchenhaft verwandelt. Sie gleichen Chimären. Niemand findet heraus, womit sie zu füttern sind, wie sie zu pflegen wären. Vor allem sind sie keine Haustiere. Aber sie stimmen mich poetisch.

Zeit-Paradoxom

Erst neulich in einem Eiscafé. Gerade habe ich eine Zeichnung beendet, die ich auf dem Papiertischtuch hinterlasse. Bertrand Russell beugt sich vor und flüstert mir ins Ohr: „Gleichzeitigkeit hat nur in Bezug auf einen Beobachter Bedeutung.“ Und ich räuspere mich nur mit einem kurzen: „Okay?“

Russell weiter: „Ja. Wir müssen Entfernungen zwischen Ereignissen, nicht zwischen Körpern betrachten.“ Zu den großen Begriffen wie Zeit, Ort & Relativitätstheorie meint Russell dann noch: „Es gibt keine „gleiche Zeit“ für verschiedene Beobachter. Deshalb müssen wir für ein Ereignis stets Ort und Zeit angeben.“ Ich blicke den Freund an und sage „Jetzt“ zu ihm, nippe an meinem Cappuccino und lächle zufrieden vor mich hin.

Mein Traum von der heiligen Veronica

Letzte Nacht träumte ich von der heiligen Veronica Giuliani…

Sigmund Freud behauptet, dass der träumende Mensch von Haus aus witzig sei. Davon bin ich abolut überzeugt. Der Träumende ist witzig aus reiner Not heraus. Im Traum behindert mich das wirre Gewimmel und Gedränge des Erlebten einen vernünftigen, geraden Weg zu finden. Mein Unterbewusstsein verheddert sich so zu sagen in sich selbst. Es kann einfach nicht die Tür zum Bewusstsein finden. Als Träumender kämpfe ich ständig gegen die Windmühlenflügel der Assoziationen. Wie ein American Fottball-Player werfe ich mich ihnen entgegen. Indem ich mich gegen die fragliche Tür werfe, versuche ich einen Touchdown zu erzielen. Diese Tür ist die letzte Linie, die meinen Traum von der Realität trennt. Leider habe ich in meinem Fall nicht bedacht, dass es sich um eine Drehtür handelt. Kaum in der Realität, bin ich auch schon wieder im Traum zurück.

So entsteht meine Kunst.

Noch nicht auserzählt

Noch immer, nach so vielen Jahren, gehe ich in Chuck´s Zimmer. Ich schaue mir die Magazine an, die er zurückgelassen hat, die Filmplakate an der Wand. Ich berühre den Schreibtisch, an dem er gesessen, rücke den Stuhl zurecht. Dann finde ich einen kleinen Zettel vor, der neu für mich ist, er war bei meinem letzten Besuch noch nicht hier. So wie kleine Steine auf einem Grabstein bei der Orientierung auf einem Friedhof helfen, so helfen mir die Zeilen des Dichters Wondratschek wieder einmal, dass ich mich in meinem Leben zurechtfinde. “Ein Tag wie einer aus einem anderen Jahrhundert, und – was immer man darüber denken mag – eine Windstille, wie wenn man vor einem Gemälde die Luft anhält, die Augen schließt und sich vor Glück mit dem Mädchen, das nicht da ist, ins Gras, das nicht da ist, wirft.“ Das Leben, seins und meins, es ist noch längst nicht auserzählt.

Totem und Tabu

Totem und Tabu mit dem Untertitel: Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker ist ein Buch Sigmund Freuds aus dem Jahr 1913. Freud versucht in diesen Essays, Fragen der Völkerpsychologie mit den Mitteln der Psychoanalyse zu beantworten. Primitive Gesellschaften stehen, Freud zufolge, auf einer niedrigen Entwicklungsstufe der Menschheit; diese Stufe entspricht den frühen Entwicklungsphasen der Individuen. Fragen zum Totemismus, zum Tabu, zur Magie können deshalb durch Rückgriff auf die psychische Entwicklung des Kindes aufgeklärt werden…

Die Exogamie beruht auf inzestuösen Objektbeziehungen, das Tabu auf der Ambivalenz von Verbot und Begehren, die Magie auf der narzisstischen Überbesetzung der eigenen Gedanken, und Totemismus und Exogamie haben ihren gemeinsamen Ursprung in der ambivalenten Beziehung zum Vater. 

„Wir wissen nichts, nicht viel. Es weiß das Weinen von der Liebe mehr als wir. Ein Lied, das einer, der allein ist, singt, weiß mehr.“ (Wolf Wondratschek)

Erneuerte Wiederholungen

Meine Schule des Sehens besagt: Wiederholungen geschehen aus dem Willen, nach Nietzsche. Und es sind die kleinen Differenzen, die sich im Tagebuch des Verführers bei Kierkegaard zeigen. Ich mal mir schlicht meinen dreiteiligen Reim daraus. So seh ich das.