Das Haar der Berenike. Und meine Bilder.

Susanne fragte mich, ihre Stimme hatte dabei eine liebevoll amüsante Nuance angenommen, ob ich denn wisse, dass kaum noch jemand gerne lesen würde. Nicht im Internet. Wenn doch, dann aber bitte nicht, und an dieser Stelle lachte sie kurz auf, barocke Blogeinträge von epischer Länge. Nun, das mag wohl so sein, entgegnete ich und spiegelte dabei gerne und bewusst ihr Lächeln wieder. Ich schriebe ja auch gar nicht für die, die nicht gerne lesen, antwortete ich wahrheitsgemäß. Meine eigentliche Freude, meine Bestimmung sei es, das „Haar der Berenike“ zu kämmen, einem Sternbild zwischen Löwe und Bärenhüter, einer Spiralgalaxie aus dem Licht von Abermillionen Sonnen. Während ich deren güldenes Haar zart zurechtlege, so erklärte ich, säße ich meist auf der roten Couch in meinem Atelier und würde glückselig vor mich hin murmeln. Ein Schreiberling, der zu Füßen der schönen Berenike kauern würde, stenografiere meine Liebeslitaneien mit und stelle diese später ins Netz. Oder anders formuliert, er hinterlässt seine Zeilen zwischen den Sternen eines imaginären Himmels. „Sterne?“ griff Susanne meine Aussage auf, so als ob sie staunend ein Kaleidoskop mit seinen bunten Glassteinen betrachten würde, die man durch Drehen bewegen kann, so dass durch sich verändernde Spiegelungen stets neue Muster erscheinen. Um die letzte Frage zur vollsten Zufriedenheit zu beantworten, sah ich mich gerne genötigt zu verdeutlichen und offenbarte ihr: „Mit Sternen meine ich jetzt meine Bilder.“

(Ein träumender Stern)