Dein Haar hat Lieder

Sprache ist brutal oder poetisch: Der VN ist zu allen Qualitäten unscharf orientiert; Dein Haar hat Lieder, die ich liebe; Keine erkennbare Gedächtnisleistung abrufbar; und sanfte Abende am Meer;  Die Fähigkeit sich auf wechselnde Alltagssituationen einzustellen ist erloschen; O glückte mir die Welt!; Der VN spricht nur noch in Satzfragmenten, die in der Regel nicht zu verstehen sind, einfachste Fragen können teils noch mit wenigen Worten beantwortet werden: O bliebe mein Tag nicht stets unselig leer! Der VN ist auch in der Nacht unruhig, läuft durch fremde Zimmer… in die Nacht hinein. Und meine Träume sind wie Diebe, und meine Freuden frieren sehr – Dein Haar hat Lieder, die ich liebe… ich male (sie), um nicht an der Betreuungs- und Versorgungssituation (eines inzwischen Verstorbenen) zu verzweifeln…

[Ich sitze im Atelier, betrachte eine neue Arbeit, die mir Zeit schenkte. Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Auf dem Atelierboden, nicht weit von der Staffelei, stehen die Cord-Pantoffel, die mein Vater so gerne trug. „Damit kann ich ungeheuer leise schleichen,“ gestand er mir, nachdem er aus dem Krankenhaus »geflohen« war… Gut so. Nun schleicht sein guter Geist durch mein Atelier. Und ich male Bilder, die mein Vater gemocht hätte. Sehr sogar.]

(Die Maßnahmen meiner „medizinischen“ Rehabilitation sind Bilder voller Zuversicht auf das Leben… Leben… Leben!)

Lebe. Liebe. Mein Vater steht hinter mir. Er legt mir seine Hand auf die Schulter und drückt sie leicht. „Lebe. Und liebe. Auch für mich.“