Der falsche Heilige

Der falsche Heilige trägt sein Ohr mitten auf der Stirn. Und präsentiert sich mir in meinem Liebeszimmer. Vor meinem geistigen Auge wird eine violette Decke auf den Atelierboden ausgebreitet. Darauf wird der Heilige gut zur Geltung kommen. Er und sein wundersames Kind. „Sie alle“ denke ich, „sind Opfer ihrer selbst, gierig oder verzweifelt, jeder von ihnen sucht nach der Wahrheit des Lebens“ (Py). Auch der falsche Heilige. Am Nachbartisch sagt jemand mit vollem Mund „Ich brauch einmal am Tag ein Mandelröllchen.“ Die Wahrheiten, die gesucht werden, haben demnach eine Unzahl von Anmutungen. Dort ein skizzierter Heilige. Auf der anderen Seite ein Mandelröllchen. Jeder von uns träumt halt andere Träume. „Das macht doch gar keinen Sinn“ weht es vom Nachbartisch herüber. Die Glocke einer Kirche ertönt. Meine Vorstellungen triumphieren. Sie erregen mich sehr. Erzähl mir also niemand, es hätte keinen Sinn von solchen Bildern und Heiligen zu träumen.