Es ist für so vieles zu spät

Oja, ich beobachte sie. Beschützt von ihren Engeln, die alle mit N angehen, dem Engel der Nüchternheit, dem Engel der Naivität, dem Engel der Neugier, hält sie Hof (…) in ihrem kleinen Landhaus an der Seventh Avenue. Die Stelle des Chauffeurs und des Gärtners hat der alte Joe mit seiner verfallenen Tankstelle übernommen (…) die Jungs von der Christopher Street sind ihre Läufer und Leibjäger, die aus der Hofkonditorei Ecke Bleecker und Barrow frische Nusshörnchen holen (…) Sie lacht. Sie hat ein gutes Gedächtnis (…) Sie denkt sich ihren Teil: „Gegenüber dem Großen bin ich natürlich klein, gegenüber dem Mächtigen schwach, gegenüber dem Gewalttätigen feige, gegenüber dem Aufdringlichen ausweichend… Ich halte ihm auch nicht die andere Wange hin, ich schieße nicht mit der Steinschleuder auf ihn, ich beobachte und beschreibe ihn… Und dann liebe ich ihn. (…) Es ist leicht die anderen zu lieben, wenn sie durch mein Sehfeld gehen… Während sie vorübergehen, bin ich ihre Zuschauerin, wenn sie zurückblicken, ihre Schauspielerin; alle wissen etwas, das über mein Wissen hinausgeht und mir das Recht des Urteils entzieht; es gibt keinen Richter, der besser wäre als wir es sind (…) Und was da vorüber gegangen ist, das sind nicht Erinnerungen, das ist keine gelbe Taube, die im Vergessen schläft, sondern Gesichter voll Tränen sinds, Finger in einer Gurgel, und das, was aus den Blättern sickert: die Dunkelheit eines vorbeigerollten Tages, eines Tages, der satt ist von unserem traurigen Blut…“, so wispert die Frau des Federmachers leise.

Als unsere Blicke sich treffen, öffnet die Frau des Federmachers wie in Trance ihr Haar. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Es ist die letzte Gelegenheit, vermute ich.