Die Würze des Lebens

(Ort: Ein kleines italienisches Eiscafé in Wuppertal-Elberfeld. Wie schon oft in der Vergangenheit treffe ich mich dort mit meinem alten Freund Arno Schmidt, um mit ihm über Kunst zu debattieren. Über die Bilanz des Lebens, Träume und andere Ausweglosigkeiten. Arno Schmidt bestellt wie üblich einen Espresso, ich bekomme einen Cappuccino.)

Detlef: Liest du eigentlich die Kritiken über deine Arbeit?

Arno: Nein.

Detlef: Vernünftig. Sehr vernünftig. Sollte ich auch nicht tun. Als ich mal eine sehr große Ausstellung in Düsseldorf hatte und dort einige „hohe Tiere“ vorbeischauten, bekam ich einen halbseitigen Artikel, vierspaltig… Mann, war ich stolz. Leider wurde ich aber erst am Ende des Artikels erwähnt. Und zwar sehr lapidar mit „Und nach den Lachshäppchen gab es auch noch Arbeiten von Detlef Bach zu sehen.“

Arno: Ich bin auf diesem lächerlichen Planeten mehr anmassenden Dummköpfen begegnet, als ich erwarten durfte.

Detlef: Vielleicht sind die Dummköpfe aber die eigentlichen Gewürze des Lebens.

Arno: Oder Gott hat die Welt mit Idioten versalzen, wer weiß das schon?

Detlef: Apropos… Wie stellst du dir das Paradies vor? Oder anders formuliert: Was würdest du dir von Herzen für dein Künstlerleben wünschen?

Arno: Eine feste Monatsrente von 1000 € und 10 Jahre keinen Besuch. Und du?

Detlef: Ich… ich…

Arno: Der Bach »windet sich» ebenso wie die Straße.

Detlef: Und du bist und bleibst ein Träumer. Lass uns zahlen. Gehen wir unser Leben ein wenig nachwürzen.

(Beide verlassen wir kurz daraus das Café. Wir müssen weiter, immer weiter, unserem Glück hinterher.)