Kein Spiegel kann dem Menschen ansehen, wer er ist.

Dünner Seelenstoff? Aus kalten, harten Blicken eines Spiegels geformt, die dich nicht in sich eindringen lassen? = autonome Spiegelbilder?

Der Spiegel ist an sich eine leere reflektierende Fläche, die durch die Reflexion von Licht Abbilder gegenüberliegender Objekte entstehen lässt und diese dadurch verdoppelt. Als Projektionsfläche ist der Spiegel immer an die Anwesenheit eines Referenten gebunden, denn das Wesen des Spiegels besteht darin, dass er an sich eigenschaftslos, also Nichts, ist und erst durch die Präsenz eines Objektes zu etwas wird, das eng an die Eigenschaften dieses Objektes gebunden ist. Dies setzt die Gleichzeitigkeit von dem gespiegelten Objekt und dem Objekt des Spiegels voraus, denn der Spiegel ist kein Speichermedium und somit stetiger Revision unterzogen. Folglich kann sich das Spiegelbild durch Bewegung jederzeit verändern und bleibt demnach kurzlebig, flüchtig und vergänglich.

Spiegel sind Werkzeuge, um die Neugierde zu befriedigen, denn sie gewähren zum Beispiel Einblicke in Räume ohne selbst in dem Raum anwesend zu sein. Der Spiegel macht dadurch eigentlich Nicht-sichtbares für den Betrachter sichtbar.

Was aber, wenn ein Spiegel sich an das alles nicht mehr halten und lieber autonom sein möchte? Nicht mehr an all die ästhetischen oder moralischen Konventionen gebunden, die ihm ständig vorgehalten werden…