Liebe

„Liebe“ schreibt Matthias Horx, „sei womöglich überhaupt das schöpferische Prinzip an sich.“ Wäre es doch bloss so einfach. Einfach so, weil es Raubtiere gibt, die Nachts an Quellen nah bei den Städten trinken, weil der Jasminduft sich an einem Sommerabend über die Schande des Verräters legt, eine Frau mit den Totengräbern ihres Sohnes schlafen will; Söldner tanzen nach dem Massaker, sie haben die Kleider von jungen Mädchen übergestreift… Und in der Nacht die Zahlenhierarchie, die den Tod der Sterne lenkt. Wäre es doch bloss so einfach. Einfach so. Nein, es ist kompliziert. Kind, mach schnell, es wird schon hell, gleich wird der Zauber schwinden; liebe, auch wenn man dich betrügen wird, auch wenn das Gift der Kränkungen du kosten wirst, liebe, sei mutig und gleichzeitig ein bisschen furchtsam, sei alles und rühr auch an die Niederlage und das Scheitern; Und tu auch weh, enttäusche, lüge, schnell, mein Kind, wehe an alledem vorüber, nur für ein flüchtiges Wehen reicht die Zeit, kurz ist die Dauer solcher Illusion… Wäre es bloß so einfach? Ach, glaub mir, es ist so einfach. Ganz einfach. Denn wir könnten am Ende… das alles hier… einfach nur KUNST nennen. Oder LIEBE.

(Textpassagen von Oliver Py und David Grossman)