Meine √ersuche

Was zwischen den Ruinen einer von Phantasten bevölkerten Welt eine „Versuchung“ war, dass nennt man heute in der modernen Welt schlicht und einfach „Erziehung“. So ähnlich (be)schreibt es Michel Foucault in seinem Text zu „Die Versuchungen des heiligen Antonius“ von Gustave Flaubert.

Die „Versuchung“, so Foucault, scheint ein Füllhorn zu sein, angefüllt mit Gewalttaten, mit Orgien der Phantasie, mit Alpträumen und Abgründen. Sie ist ein Traum in Sprache. Geschmeidig, seidig, harmonisch entschränkt in der Trunkenheit der Sätze. Die „Versuchung“ ist evt. das Protokoll eines freigesetzten Traums… blendende Schönheit.

Vielleicht handelt er von einem Einfallspinsel namens Antonius. Vielleicht handelt er ausschließlich von Wahnsinn und Überspanntheit, von bizarren Einfällen. Auf alle Fälle handelt er aber von Wissen! Gustave Flaubert kopiert nämlich bewusst Wort für Wort, Zeile für Zeile aus anderen Quellen! Und? Die kleine, weiße Hostie… was ist damit?!

Der Künstler benötigt nicht mehr den Schlaf, um seinen Abgründen und Nachtmahren zu begegnen. Im Gegenteil. Der Künstler benötigt seinen Wachzustand, um für sein Werk wichtige Informationen auszuspionieren. „Das Imaginäre haust zwischen dem Buch und der Lampe […] Man braucht um zu träumen, nicht mehr die Augen schließen, man muss lesen.“ So wieder Foucault. Flaubert erschafft mit der „Versuchung“ eine Form der Literatur, die durch die Verknüpfung, das Sampeln von schon geschriebenen, von schon existierenden Texten lebt.“  (…)  „Die der Muttergottes überreichte Lilie?“

Diese neue Kunstform bezieht sich bewusst auf das schon Gedruckte, das schon Veröffentlichte. Künstler wie Flaubert, so Foucault weiter, schreiben „mit einem grundlegenden Bezug auf das […] was geschrieben worden ist.“ Archive, Bibliotheken sind die Orte, an denen Künstler wie Flaubert sich ansiedeln müssen und wollen…

Und heute? Heute sind die Archive, die Bibliotheken durch das Internet im Haus frei verfügbar. Fast überall auf der WWWelt. Warum ich das hier niederschreibe? Ich erkläre mir halt selber all meine „√ersuche“… dieses Körbchen mit den Süßigkeiten!