Mythen und Kino

Seit meiner Jugend liebe ich das Kino, „weil das Kino vor allem von Gesichtern, Körpern, Ideen und Gesten handelt und diese nur im Verfall selber wahrzunehmen sind, ist es zugleich eine Kunst der Trauer und eine der Hoffnung…“

Es sind u.a. die Filme von Ridley Scott, Sofia Coppola, den Coen Brüdern oder Martin Scorsese, die mich begeistern. Der Filmemacher Scorsese will nicht „im Strom der Bilder… unterzugehen. Die Trennung zwischen dem Künstlerischen und dem TRIVIALEN… (hat bei ihm) nicht die geringste Chance…“

„Die Mythen… begannen nur, sich aus der verpflichtenden Mitte zum peripheren Spielmaterial zu entwickeln.“ Solche Feststellungen gefallen mir außerordentlich. „Scorseses Helden sind am Ende immer KÜNSTLER; sie leben in einem Medium… und sind ein wenig auch darin begraben.“

Das sie nichts anderes sein können, das würden die Scorsese-Helden möglicherweise zu negieren versuchen, gelingen kann es ihnen indes nicht. // „Ich erröte, lasse ich mich malen, wie ich bin“, hat Paulinus von Nola im 5. Jahrhundert einen Porträtkünstler abgewehrt, „mich malen lassen, wie ich nicht bin, wage ich nicht.“

„Dieses Dilemma ist dem sehr ähnlich, in dem sich die Menschen in Martin Scorsese Filmen befinden… Fragen wir ihn nach seiner Einsamkeit, so antwortet der Mensch mit Gewalt, fragen wir ihn nach seinem Sehen, so antwortet er mit einem Bild. // Sie selbst erwarten etwas von der Welt, was sie nicht geben kann. Und sie erwarten etwas von sich, was ihnen genommen wird. Das Vulgäre an ihnen ist, dass sie zwischen Begierde und Schuld stehen. Das Heilige ist, das sie zwischen Schuld und Begierde stehen. Es ist nicht, was sie von sich zeigen…, sondern was sie mit ihren Bildern und was ihre Bilder mit ihnen machen…“

„(Scorsese) fragt (statt nach Bildern der Einsamkeit) nach der Einsamkeit des Menschen in seinen Bildern.“

(Alle Zitate sind dem großartigen Buch „Martin Scorsese“ von Georg Seeßlen entnommen. Erschienen im Bertz-Verlag.)