O, du Weib…

O, du Weib! Sündflut meiner Phantasien. Nein, Stopp, du bist kein Weib! Du bist fürwahr eine ganze Welt. Eine Welt voll von Widersprüchen, von abgründigen Gründen, bar jeder Vernunft.

Du Zelt, dass einem Himmel gleicht, du Stellvertreterin des Unsagbaren, des Unaussprechlichem, der Verwirrung. O, du Weib, gib-mir-meinen-täglichen-Trost, so-wie-auch-ich-dir-meinen-Trost-gebe; und-führe-mich-in-Versuchung, wie-auch-ich-dich…

Unser Leben in der Lüge, es wird für uns zur Wahrheit; eine Gewissheit, auf einen Libellenflügel getuscht, der einen Wirbelsturm verursacht. Unser Spiel, es gleicht einem Niedertrommeln von Anständigkeiten.

Es ist ein Mistelspiel unter dem wir uns treffen und küssen. Denn wir beide, wir wissen doch um die Zusammenhänge zwischen der Schädigung der Waldkiefer Pinus sylvestris L. (Pinaceae) und dem Befall durch die Kiefernmistel Viscum laxum. Ja, wir wissen es, nicht wahr, du, meine Mistelgöttin!?

Du, mein liebstes Kunstwerk, geschaffen aus den kontinuierlichen Künsten meiner eigenen Existenz, aus gewussten und gewollten Praktiken gebildet, schlafenden Knospen gleich.

All deine Bilder, Angsttrieben demnach nicht unähnlich, scheinen mir Tagebuchseiten zu sein, geschrieben, gezeichnet, gemalt, auf nackter Haut, auf Leinwand und Papier, mit Speichel, Tusche oder Aquarell.

Wie viele Bilder widmete ich dir schon, bevor ich zur Toteninsel hinüberreiste? Liebend gerne würde ich weitere malen, wenn ich nun von der Toteninsel Abschied nehme. Aber wo bist du? Wo bleibst du? Habe ich dich tatsächlich im Schattenreich verloren? Frau? Schwesterchen? Weib?! Anima?! Antworte mir…