Rumpelstilzchen?

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Ach, Geschichten in denen arme Müllerstöchter herum flanieren, sind mir schon immer sehr suspekt gewesen. Und wenn die dann auch noch Stroh zu Gold spinnen wollen, war für mich die Geschichte von vornherein absolut uninteressant.

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Es soll ja eine verlockende Kunstform sein, sein Stroh in Gold verwandeln zu wollen. Und die Kunstmessen der Welt sind voll von diesen traurigen Versuchen. Aber für mich ist das nichts. Alles nur Dekor.

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All diese Galeristen, die zu ihren Künstlern sagen: „Jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du die ganze Nacht durch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so musst du sterben.“ Dann sitzen die Müllers- und oder Künstlertöchter und -söhne herum und wissen sich keinen Rat.

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„Guten Abend, Jungfer Müllerin“ würde ich denen u.a. zurufen. Und „Warum weinst du so sehr?“ würde ich nur wenig später wissen wollen.

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Die Antwort wäre, denke ich, immer die gleiche: „Ach, ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das nicht.“ Tatsächlich. Ein Blick auf die herumstehenden Arbeiten genügte, um sich bewusst zu werden, dass die Jungfer Recht mit ihrer Aussage hätte. Wohin das Auge schauen würde: abscheuliche Arbeiten. Stroh wohin man blickte. „Was gibst du mir, wenn ich dir`s spinne?“ würde ich fragen.

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Und was würde die Jungfrau mir für so eine Spinnerei geben? Ein Halsband! Ein blödes Halsband! Sehe ich etwa so aus, als ob ich ein Halsband nötig hätte?

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Bin ich ein Hund?!?! Aber so sind sie, diese Strohgoldspinner: irgendwie nicht richtig bei der Sache. Dann würden einige mir, noch zu dem Halsband, den Ring von ihrem Finger geben. Als ob ich Liberace oder Markus Lüpertz wäre. Andere würden mir sogar aus Geltungssucht ihr erstes Kind anbieten. Ist das zu fassen? Nur um Stroh in Gold zu verwandeln und auf einer Messe, in einer Galerie zu glänzen…

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„Hey, glaubt ihr etwa ich bin Rumpelstilzchen? So ein Heute-back-ich-morgen-brau-ich-übermorgen-hol-ich-der-Königin-ihr-Kind-Typ? Ihr seit ja nicht ganz dicht. Ehrlich: I am what I am, I am my own special creation, So come take a look, Give me the hook or the ovation, It is my world, That I want to have a little pride in, My world, And it is not a place I have to hide in, Life is not worth a damn, Till you can say, I am what I am…

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I am useful, I am, I am, I am true, I am, I am somebody, I am as good as you, ah ha, Ah ha, ooh ooh ooh ooh yes I am, Ah ah ah ah, Doo doo doo doo I am, I am, I am, I am… ich sag doch: ich könnte für euch einwenig herum spinnen… aber sonst nichts.“ Herrje, diese Strohgoldspinner, wie die aus der Wäsche schauen würden.

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„Du bist nicht… Rumpelstilzchen?“ „Nein.“ „Heißt du Rippenbiest?“ „Nö, auch nicht.“ „Hammelswade?“ „Nein.“ „Bist du Schnürbein?“ „Nein… I am what I am…“ Ein barocker Minimalist. Und wie definiert man einen barocken Minimalisten? Ganz einfach…:

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…verfault!? Oder einfach nur…  ach, wer weiß?

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