Spieglein, Spieglein an der Wand…

Immer nachdem ich Lunge und Leber glaubte gegessen zu haben, dachte ich sofort, ich wäre der erste und der allerschönste, der beste Künstler, trat vor meinen Spiegel und sprach: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste und Beste im ganzen Land?“ Da antwortete mir der Spiegel: „Herr Künstler, Ihr seid der Schönste und Beste hier, aber Sch…,es gibt noch tausende, die sind tausendmal schöner und bester als ihr!“ Da erschrak ich, denn ich wusste, dass der Spiegel niemals eine Unwahrheit sprach. „Sch… !“, dachte ich. Es gab tatsächlich Künstler in meinem Viertel, die hatten auf ihrer Visitenkarte stehen, sie wären die schönsten und besten in der Stadt. Es gab Künstler in meinem Viertel, die von sich sagten, sie wären die schönsten und besten im ganzen Land. Und es gab Künstler im Viertel, die posaunten heraus, sie wären die schönsten und besten auf der ganzen Welt! Und ich?

Ich lächelte. Ich wusste nämlich, ich war einfach der beste Künstler hier; für mich ganz allein! Und unumstösslich sollte mein Urteil sein. So hielt ich auch mit meiner „Poesie“. Denn solche Dicht-Bild-Kunst gab´s vor dem noch nie! Und wenn ich dann glücklich war in meinem Glanz, was tat es, ob es Verdienst war oder schlichte Arroganz? Die Welt würde Anstoss nehmen, sicherlich. Sollte doch die Welt sich grämen. Und nicht ich!