Trostbilder

Eine Dichtung, unrein wie ein Anzug, wie ein Körper, von Speisen befleckt, eine Dichtung, die Handlungen der Scham und der Schande kennt, Träume, Beobachtungen, Runzeln, schlaflose Nächte, Ahnungen; Ausbrüche des Hasses und der Liebe; Tiere, Idyllen, Erschütterungen; Verneinungen, Ideologien, Behauptungen, Zweifel, Steuerbescheide. So sollte Dichtung aussehen. Pablo Neruda formulierte die Grundzüge seiner Poesie 1935.

Ich stolperte über diese Definition von Neruda zum ersten mal in einem Text von Hans Werner Henze. In „Musiksprache und künstlerische Erfindung“ beschäftigte sich Henze mit den geheimnisvollen Prozessen der künstlerischen Produktion, mit Angst und Sehnsucht – „Angst vor der dunklen bedrohlichen Kaverne, und die Sehnsucht, herauszufinden, ob sie vielleicht nicht doch irgendwas Wunderbares enthielt.“