Wahrheit und Exegese

Zappt man sich durch die Kanäle der WWWelt, dann wird man schon sehr melancholisch, finde ich. Ob Gott, frage ich mich dann oft, über all dieses Geschehen Tagebuch schreibt? Und wenn, in welcher Sprache? Wenn er das ganze Universum erschaffen haben soll, und ebenso fleißig darüber in seinen Tagebüchern berichtet, wie viele Seiten müsste dieses Werk umfassen? Billionen von Seiten? Aber so lang kann doch, glaube ich, keine Wahrheit sein!?

„Gestern den Mars erschaffen. Mache ihn genauso rund wie Venus und Jupiter. Rund steht denen einfach. Lasse auf dem Mars aber eine Träne zurück. Jahrmillionen später werden darüber hitzige Debatten geführt, weil man dann Wasser und somit Leben auf dem Mars vermutet… Die Idee mit den Ringen, wie bei Saturn, finde ich hübsch! Ich möchte sie aber nicht durch zu häufige Verwendung abnutzen. Wie gesagt: die Kugelform halte ich bei. Sie lassen sich dann zwar nicht gut stapeln, aber so nah kommen die Dinger sich ja nicht. Witzig die Planetengestaltung als Zylinder bzw. Kegel… aber nur zweimal, ganz weit draußen. Weiß selber nicht mehr so genau wo das war. Müsste ich nachlesen. Wo genau habe ich diese Dinger geparkt? … Ach, was bin ich doch wieder für ein Schelm. Nach Mars, dem roten Planeten, will ich morgen etwas Blaues versuchen.“ Weiter unten auf der Tagebuchseite: „Habe mir selber versprochen ein Paralleluniversum zu kreieren. Bin gespannt, ob ich es auch machen werde.“

Es folgen drei Sätze in Bleistift, die (evtl.) später mit schwarzer Tusche durchgestrichen wurden. „Versucht etwas gegen meine Einsamkeit zu tun. Erfand das Fernsehen. War aber langweilig. Ich denke, es ist besser, zunächst den Menschen zu erschaffen, der sich in oder vor dem Kasten zum Affen macht.“ Die letzten Worte sich sehr verschmiert. Es scheint, als sei an dieser Stelle Erdbeermarmelade auf das Papier gekleckert.

(Das Bild von Gott fand ich in einem Kunst-Lexikon! Ich war beeindruckt. Und glücklich. Endlich mal ein Bild des Schöpfers, das ihn nicht mit einem grauen, langen Bart zeigt.)