Wut, zu lieben

„Ich bin voll Wut, zu lieben!“  Doch hab ich nur diese, meine Bilder… Und einen Kuss der ganzen Welt…

Die Wut (in gehobener Sprache auch lat. Furor oder frz. Rage) ist eine sehr heftige Emotion und häufig eine sehr heftige Reaktion, ausgelöst durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, z. B. eine Kränkung. Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn. Wer häufig in Wut gerät, gilt als Wüterich. Als Künstler? Implizit ist damit wohl ausgesagt: Wer leicht in Wut gerät, ist weniger gut imstande, sich selbst zu kontrollieren. Die Ableitung des Wortes Furore  (ital.) für „rasenden Beifall“ sowie „Leidenschaftlichkeit“ wird im Zusammenhang mit Furore machen als „großes Aufsehen erregen“ und „Beifall erringen“ definiert. Ich sagte ja: Künstler!

„Mein so schwaches Herz ist wild.
 Ganz gleich, wann, gleich, wo, gleich, was: wenn es irgendein Gebild
  Der Schönheit und der Freude schimmern schimmern sieht, so zuckt es und schreit
  Und stürzt sich d´rüber her.“ Psychologen grenzen die Wut von Ärger ab, indem sie von einem „höheren Erregungsniveau“ und stärkerer Intensität sprechen. „Von Zorn spricht man dann, wenn die Angelegenheit, die uns ärgert, nicht primär auf unser Ich bezogen ist, sondern auf etwas Übergreifendes… Der Zorn ist etwas distanzierter als die Wut (…)“ (Vom Sinn des Ärgers. Verena Kast). Die Entstehung von Wut wird psychologisch analog zur Entstehung von Aggressionen erklärt. Dazu gibt es im Wesentlichen drei Theorien: Die Triebtheorie nach Freud. Sie geht von einem angeborenen Aggressionstrieb aus. Wird er prinzipiell unterdrückt, kommt es zu seelischen Störungen… „Ich, nur so zum Beispiel, ja?… ich schreibemale Bilder.“

Die Frustrations-Aggressions-Theorie geht davon aus, dass Aggressionen grundsätzlich Reaktionen auf Frustration sind. Wut ist demnach eine Abreaktion. Die Lerntheorie nach Bandura stellt Aggression als erlerntes Verhalten dar. Sie sei ein Verhaltensmuster, das durch bestimmte Erfahrungen und das Lernen von Vorbildern antrainiert werde. „In eines einzigen Kusses Zeit
  Umarmt mein Herz hundertmal! Und wenn der Traum die Flügel scheu
  Wieder zusammenlegt, kehrt dieses Herz allein, doch treu
  Zurück und läßt den Kalten noch Getränk aus seinem Blut!
  Es stirbt nicht daran, es fährt von neuem auf der Tränen Flut
  Zur Träume-Insel ab, zäher Matrose, arm, verlassen
  Und wild – Die Wut zu lieben, hat mein Herz. Was tun? Tun lassen!“ (Paul Verlaine)  Und was besagt die Kunst-Theorie? Malen? Zeichnen? Schreiben? Vergehen!