Zwangsjackenschöne Existenz

Bach_Zwangsjackenschön

Kunst ist bekanntlich der natürliche Feind der Normalität. Und das Schlimmste, was einer Familie passieren kann ist, das sie einen Künstler hervorbringt. Ozeanische Gefühle, das Ichgefühl, Lust-Ich und Real-Ich, die Erhaltung des Primitiven in der Psyche, Streben nach Glück und die Quellen des Leidens, keine Familie möchte das frühmorgens bei einem goldigen Toast diskutieren müssen. Wenn der Spross aber unbedingt die Zähmung des Feuers versucht, seine Eigentümlichkeiten des Gewissens zur Debatte stellt, dann ist es immer gut, wenn die Eltern einstimmig zum Schluss kommen: „Man muss ihn ja trotzdem lieb haben!“ Das entspannt die ganze Situation im Haus enorm. Die eine Partei kann dann wieder ihren Alltagstätigkeiten nachgehen und der Künstler versucht sich weiterhin an der Formel vom Kampf zwischen Eros und Todestrieb. Und pfeift sich dabei ein Liedchen:

Bach_P1280035

„Dein ist mein ganzes Herz! Wo du nicht bist, kann ich nicht sein. So, wie die Blume welkt, wenn sie nicht küsst der Sonnenschein! Dein ist mein schönstes Lied, weil es allein aus der Liebe erblüht. Sag mir noch einmal, mein einzig Lieb, oh sag noch einmal mir: Ich hab dich lieb!“ Und mit dieser Liebe ist die Kunst gemeint, dieses rastlose Tasten und diese ewige qualvolle Unsicherheit.