Baba-Jaga

Hier und heute: Eine kleine, analoge Arbeit auf Papier mit einem lustigem Titel. Einfach so? Na, von wegen…

Baba-Jaga ist eine Hexe der russischen Volkssage (Soll also niemand sagen, mein BLOG wäre unpolitisch). Sie wohnt in einem dunklen Wald, wo sie ahnungslos vorbeikommenden Ukrainern (nur so zum Beispiel) auflauert, sie in ihre Hütte lockt und auffrisst! Ihr Häuschen steht auf Hühnerfüßen (auf einem roten Platz), damit es sich mit dem Eingang den Ankommenden zuwenden kann, egal aus welcher Richtung sie kommen. Sie selbst reitet nicht etwa auf einem Besen, sondern auf einem Mörser (die Assoziation zu Mörsergranate liegt nahe), den sie mit dem Stößel antreibt. Dessen wuchtiges Stampfen bestimmt den Charakter des wilden Hexenritts, den übrigens der Komponist Modest Mussorgski, jetzt mal ganz unter uns, in seinem Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ bzw. in den Eckteilen des Stücks „Baba-Jaga“ beschreibt. Im Mittelteil wird dagegen die unheimliche Atmosphäre des Walddickichts beschworen. Für die unheimlichen Lockrufe der Hexe verwendet der Komponist das „Teufelsintervall“ Tritonus. Ich dagegen griff einfach bloß zu Schere und Klebstoff. Und zu Headlines, die ich unter der Rubrik „Rat & Hilfe…Sprich dich aus“ einer alten Jugendzeitschrift fand. Na, bravo.

Ach, bevor ich es noch vergesse: Wenn Sie Brustwarzen in Ihrem Traum sehen, dann bezieht sich das auf ein gewisses infantiles Bedürfnis. Sie sind in einem Zustand, wo eine Abhängigkeit rückläufig ist. Was das allerdings bedeuten könnte, wenn eine russische Hexe dies träumt, weiß ich jetzt auch nicht mit Bestimmtheit zu sagen.

Verständliche Unverständlichkeit

(Ort: Ein kleines italienisches Eiscafé in Wuppertal-Elberfeld. Wie schon oft in der Vergangenheit treffe ich mich dort mit meinem alten Freund Arno Schmidt, um mit ihm über Kunst zu debattieren. Über die Bilanz des Lebens, Träume und andere Ausweglosigkeiten. Arno Schmidt bestellt wie üblich einen Espresso, ich bekomme einen Cappuccino.)

Detlef: Arno, mal so unter uns beiden Kirchenschwestern: Du bist es doch, der so unverständlich für so viele Mitmenschen ist. Bedarf es gleich einer literarischen Vorbildung, um dich zu lesen? Ich meine, dich lesen zu können?

Arno: Das darf durchaus sein. Nur weil ein Leser lesen kann, kann er ja noch nicht gleich jedes Buch lesen! Leg ich dagegen jemandem eine Partitur vor, würde der Laie sofort zugeben, dass er davon überhaupt nichts versteht.

Detlef: Naja, das ist ja auch Musik. Aber bei der Schriftstellerei? Oder bei Bildender Kunst. Ich bitte dich! Was soll denn daran schwierig sein? Jeder ist doch heutzutage ein Künstler. Oder sogar ein Superstar.

Arno: Die Annäherung an den Fachmann ist schwierig.

Detlef: Ja, das kenn ich. Vor allen, wenn ich im Baumarkt mal eine Frage an den Fachverkäufer habe. Zum Beispiel wegen Laubfangkörbchen.

Arno: Man muss sich zur Kunst hinbemühen.

Detlef: Wie in einen Baumarkt ohne Personal.

Arno: Unermüdliches Bemühen, das ist Studium!

Detlef: Das sagst du, obwohl du nur wenig verkaufst?

Arno: Ja, natürlich. Aber man muss ja am Ende das tun, wozu man sich gedrängt fühlt.

Detlef: Schönes Schlussplädoyer. Ich verlange Freispruch, Euer Gnaden!

(Beide verlassen wir kurz daraus das Café. Wir müssen weiter, immer weiter, unserem Glück hinterher.)

Ballett der unausgeschlüpften Küken

„Und? Was erkennst du in diesem Bild?“  (…) „Es ist Krieg! Aber ein Krieg ohne Pulver. Ohne kriegerische Attitüden. Ich sehe hier Schmerz und Gerechtigkeit. Ein großartiges Bild! Es atmet den Geist von federleichten, quicklebendigen Küken, die bald vergnügt herumtrippeln, picken und piepsen werden. Kleine Denker auf einer großen Bühne. Noch schlafen sie, doch bald stehen sie auf. Gerufen vom Licht der Liebe!“

„Ach, ja?… Hätt` ich nicht gedacht.“

Arno & Me

(Ort: Ein kleines italienisches Eiscafé in Wuppertal-Elberfeld. Wie schon oft in der Vergangenheit treffe ich mich dort mit meinem alten Freund Arno Schmidt, um mit ihm über Kunst zu debattieren. Über die Bilanz des Lebens, Träume und andere Ausweglosigkeiten. Arno Schmidt bestellt wie üblich einen Espresso, ich bekomme einen Cappuccino.)

Detlef: Was ist los, Arno, geht`s dir nicht gut?

Arno: Also mit Verlaub, Detlef, ich bin nur alt.

Detlef: Sind wir das nicht alle? Handle danach.

Arno: Das muss du mir nicht sagen.

Detlef: Aber ich sag doch gar nichts. Du etwa?

(Arno Schmidt starrt eine kleine Weile vor sich hin)

Arno: Wenn wir überhaupt etwas sagen wollen, über das was ein Schriftsteller „soll“, dann hat er bestenfalls die eine Aufgabe, ein Bild seiner Zeit zu geben.

Detlef: Hört, hört. Wahrlich gut gesprochen.

Arno: Ein Historiker kann nur das Messtischblatt einer Zeit geben…

Detlef: Messtischblatt? Eine topografische Karte im Maßstab 1:25.000 ?

Arno: … aber Wolken flogen über diese Landschaft! Das ist es, was der Schriftsteller festhalten kann.

Detlef: Ich würde nie auf die Idee kommen Wolken zu malen. Wolkenmaler. (Ich schnalze verächtlich mit der Zunge) Sie sind wieder mal ganz herunter, Überflüssige, Abtrünnige, Betrogene in jedem Sinne. Jeder fängt bei sich selber an und verachtet so weiter nach oben und nach unten.

Arno: Ein Schriftsteller gibt auch das Portrait eines Denkprozesses mit. Auch darum habe ich mich bemüht.

Detlef: Aber ich doch auch. Ich auch! Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich bemühe.

Arno: Wir vergessen heutzutage die Assoziationsketten wiederzugeben.

Detlef: Das stimmt. Vom Hölzchen zum Stöckchen kommen. Abschweifen, um zu verstehen. Von Bob Dylan zu WATCHMEN, zu Nietzsche, zum Lieben Gott und wieder zurück. Nur Menschen mit Rückgrat zeigen auch in den Kurven des Lebens ihre Geradlinigkeit.

Arno: Ich möchte nicht abschildern wie ein Fotograf.

Detlef: Wer will das schon?

Arno: Ansel Adams. David Bailey. Thomas Karsten. Irving Penn…

Detlef: Ach komm… lass uns lieber zahlen, bevor noch jemand ein Foto von uns beiden macht.

(Wir verlassen wir kurz daraus das Café. Wir müssen weiter, immer weiter, unserem Glück hinterher.)

Promenade

Was ist an den obigen zwei Bildern besonders? Das sie (auch) mich zeigen? Nein! Nein! Nein! Das ist es keineswegs. Mein Bruder machte diese Collagen! Und beweist mir somit, äußerst schmerzlich, dass ich längst nicht mehr der einzige Künstler in der Familie bin…

Aber wußte ich das denn nicht schon längst? Hatte mein Vater mir das, kurz vor seinem Tod, nicht auch schon sehr deutlich gemacht? Ich erinnere mich. Vater wurde lange in einer Tagesklinik betreut und dort ging er auch in eine Malgruppe. Als ich ihn wieder einmal zu Hause besuchte, empfing er mich schon an der Wohnungstür und schob mich flugs in den Flur, wo ein Bild auf einem Schränkchen stand. „Guck mal, das hab ich gemalt. Mein erstes Bild! Wie gefällt es Dir?“, fragte mich mein Vater neugierig und ebenso stolz. Ich schaute allerdings demonstrativ in die andere Richtung und sagte trocken: „Keine Ahnung. Ich will das auch gar nicht sehen!“  Vater war irritiert. „Aber wieso denn nicht?“  Kleinlaut antwortete ich ihm: „Weil ich der einzige Künstler in der Familie sein will!“ Dazu bemerkte mein Vater, mit einem Augenzwinkern, liebevoll lächelnd: „Zu spät!!!“

Okay, ihr Lieben. Dann bin ich eben nicht der einzige in der Familie, der kreativ ist. Ist aber auch gut so. Wer will schon mit seinen Talenten allein bleiben? Ich nicht. Dank Euch!

Promenade

Eine Promenade (frz.: se promener ~ spazieren) ist der Begriff für einen Spaziergang oder auch einen großzügig ausgebauten Bereich. Promenaden haben eine gesellschaftliche Bedeutung: Sie dienen zur Herstellung von einer Öffentlichkeit und als ein Forum. Hier trifft man sich zum Flanieren, zum „Sehen und Gesehen werden“.

So betrachtet ist mein BLOG eine Promenade. Ich sehe (mich), also bin ich. Und von anderen Menschen werde ich auch noch gesehen. Gleichzeitig bin ich aber auch selbst diese Promenade! Mit anderen Worten: ich bin sicher, dass die Promenade mich darstellt, wie ich froh gelaunt (?) zwischen den Ausstellungsstücken (auf meinem BLOG) umherwandere, um sie zu betrachten.

Alles Gute zum Nichtgeburtstag, Cornel

„Was ist denn ein Nichtgeburtstagsgeschenk?“

„Natürlich ein Geschenk, dass du erhältst, wenn du nicht Geburtstag hast.“ (…) „Ich mag Geburtstagsgeschenke lieber.“ (…) „Du weißt nicht, was du redest! … Jedenfalls beweist es, dass es dreihundertvierundsechzig Tage gibt, an denen du Nichtgeburtstagsgeschenke erhalten kannst…“  (aus: „Alice im Spiegelland“ )

Herzlichen Glückwunsch, Cornel

Liebste Cornel, ich umarme Dein Fernsein. Und schenke Dir aus meiner riesigen BONMOT-Tüte ein Zitat von Gabriel Laub: „Phantasie ist etwas, was sich manche Leute gar nicht vorstellen können.“ Ist das zu glauben, liebste Cornel? Unvorstellbar, nicht wahr? Gut, dass wir nicht zu diesen Leuten gehören. Sondern nur uns!

Kuss. Dein Detlowitsch