Rumble In The Jungle

4:00 Uhr Ortszeit, das Thermometer zeigt 30 °C an, die Luftfeuchtigkeit beträgt etwa 90%. Es wurde mit einem Alligator gerungen, mit einem Wal gerauft, dem Blitz Handschellen angelegt, der Donner eingekerkert und der Glaube, dass man durch einen Hurrikan laufen kann, ohne nass zu werden, der wird vom Kreuz genommen.

Oh all ihr treuen / Freundlichen Götter! Daß ihr wüsstet  / Wie euch meine Seele geliebt. / Zwar damals rief ich noch nicht / Euch mit Namen, auch ihr / Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen / Als kennten sie sich. / Doch kannt ich euch besser, als ich je die Menschen gekannt, / Ich verstand die Stille des Äthers… ähnlich wie die Wasserwellen, die sich auf einem See ausbreiten… So bewegt sich Licht im Raum, in einem Medium… die Physiker nennen das Äther. Doch Licht verhält sich nicht wie Wasserwellen. Es hat stets die gleiche Geschwindigkeit. Und das auch und egal ob man sich als Beobachter relativ zum (sogenannten) Äther bewegt, egal von welchem Bezugssystem ich sie messe. Licht ist demnach konstant und nicht relativ. Es gibt also keinen Äther, der Licht abbremst. Hatte Hölderlin deshalb aber Unrecht? Und versteh ich das richtig, bin ich nicht in all meinem Vorstellungsvermögen zu gehemmt? Götter durchqueren einen gekrümmten Raum? Götter ohne Zentralperspektive (Les Dieux d’Avignon)? Und auf der Erde wird ein Kreuz, nur ein einziges Kreuz, aufgerichtet?

Die Feldgleichung… sie prangt nun anstelle von I.N.R.I über dem Kreuz. Der König der Juden, Jesus Christ Superstar, wird ersetzt durch eine Materie, die der Raumzeit sagt, wie sie sich zu krümmen hat? Und die Raumzeitkrümmung sagt den Körpern und dem Licht, wie es sich zu bewegen hat? Oja, der Glaube wird vom Kreuz genommen. Glaube vs. Feldgleichung = Rumble In The Jungle.

Entblößungen, Wiederholungen und Pietās

Es wird ihm keine Mühe gemacht haben, die Pietà in einem Block aus Carrara zu erblicken. Beim wegmeißeln der störenden Marmorteile wird Michelangelo jedoch mit Sicherheit geschwitzt haben. Wer aber schnitzte später dieses schicke Holzhäuschen?

Die Welt ist eine Zumutung. Behauptet jedenfalls Wilhelm Genazino. Und er fragt sich: „Könnte ich Schriftsteller sein, wenn außer mir niemand wüsste, dass ich Schriftsteller bin? Und: Könnte ich Schriftsteller sein, wenn meine Bücher zwar geschrieben, aber nicht verlegt würden? (Ich selber könnte hier fragen, ob ich mich Künstler nennen darf, wenn mein Marktwert gleich gegen null geht?) Der Erfolg ist eine Art Betäubung, die dazu führt, dass sich der Erfolgreiche kaum noch für seinen Erfolg interessiert. Der Erfolgreiche hält seinen Erfolg für ein Naturereignis, das nicht ausbleiben konnte. Am Ende bleiben beide, der Erfolgreiche und der Erfolglose, auf ihren Rätseln sitzen…“

„Der erwachsene Mensch, ein Wesen mit Gedächtnis, Bewusstsein und Biographie, kann kaum ein Scheitern vergessen; im Gegenteil, es macht aus jedem einzelnen Misserfolg ein bleibendes inneres Vorkommnis… Wir können unser Scheitern nicht ausdrücken und nicht kommunizieren; schlimmer ist: Wir verheimlichen es sogar vor uns selbst. Ich bin es gewohnt, im Scheitern weiterzumachen…“

„Von Samuel Beckett stammt der Satz: Künstler sein heißt scheitern, wie kein anderer zu scheitern wagt. Der Satz dringt zum Kern des Problems vor, weil der Künstler oft sein ganzes Leben lang die Nähe zum scheiternden Existieren aushält. Anders gesagt: Der Künstler kann mit Scheitern nicht aufhören… Jeder Fehlschlag, der uns vorübergehend aus dem Tritt bringt, stößt uns in ein inneres Warten hinein, in dem wir nicht nur erschrecken, sondern auch – zu denken anfangen. Wer scheitert, schaut zurück, und wer zurückschaut, sinnt nach… Jeder Schriftsteller (= Künstler) ist ein Amateur seiner selbst; ein Amateur seiner Lebensführung und seiner (bloß vermuteten) Fähigkeiten… Dabei wird nicht klar, ob (seine) Werke eine Entblößung, eine Verausgabung, eine Selbstverzehrung oder eine Opferung sind oder sein wollen.“

Vielleicht sind die Werke jedes Künstler nichts weiter als Erinnerungen, so frage ich mich.

Genazino gibt zu bedenken: „Erinnerungen ähneln einem Fotoalbum, das stets die gleichen Bilder zeigt.“ Sind die Erinnerungen an unsere Welt am Ende nicht zugleich auch „Trugbilder“, die aus solch unendlichen Wiederholungen bestehen und die Ordnung unseres gesunden Menschenverstands unterlaufen? Und wäre dies nicht tatsächlich eine ungeheure Zumutung? Ich weiß es nicht.

Ich bin allerdings von etwas zutiefst überzeugt: Alles ist real. Nur die Welt ist es nicht.

Welt der Tiere

Ich hatte den tief empfundenen Wunsch, gemeinsam mit wilden Tieren in einer Welt zu leben, die von den Menschen noch nicht kaputtgemacht worden war. (Gustave Doré, Alex Ross, Dian Fossey)

Erleuchtung

Ich glaube, dass unser Universum mitsamt allen unseren Vorurteilen, Religionen und Wissenschaften vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. (Gustave Doré, Alex Ross, Bertrand Russell)

Die Bizarro-Theorie

Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn irgendwer herausfindet, wozu das Universum da ist, dann wird es sofort durch etwas Bizarreres ersetzt. Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist. (Gustave Doré, Alex Ross, Douglas Adams)