»sich als träumend träumen«

Kann das Sprechen einen Einfluss auf mein Denken und Handeln haben? Auf welchen Wegen geschieht es, dass Sprache mich trägt, verwirrt, zum Lachen oder auch zum Fallen bringt? Und nicht nur am Tage. Auch im Traum steuert die Sprache meine Gedanken.

»Die vertrauten Sichtweisen sind umzustoßen. Es ist nicht so, dass das Träumen auf archaische Bilder, Phantasmen oder Mythen… verweist. […] Vielmehr verweist jeder Akt des Imaginierens auf das Träumen.« (Foucault)

Denk ich an Melania und Donald in der Nacht…

Denk ich an Melania und Donald in der Nacht … Du fragst warum die nächte mit gierigen weibern teuer sind / und warum man aus liebe alles geld vergeudet / Der grund für den bankrott ist dabei mehr als offensichtlich: / man ließ dem luxus eben allzu freien lauf / Das gold kommt aus den minen der indischen termiten und / die Venusmuschel nur aus dem Roten Meer / die stadt Tyrus in Phönizien bietet ihre purpurfarben an / und die Beduinen in Arabien den teuren zimt – / mit diesen waffen erobert man auch die unnahbarsten frauen / selbst solche die so spröde sind wie Penelope / Und dann stolzieren sie vor unseren augen mit dem herum / was ihre männer einzig nur von ihren vätern erbten – / keiner hält sich mehr zurück weder im wünschen noch im / schenken – und die preise machen skrupellos / Mit gold kauft man sich gerechtigkeit und mit gold gesetze / mit gold die menschlichkeit und die moral …

Wenn ich von Leuten höre, dass sie Donald Trump gewählt haben, werde ich neugierig. Ich kenne einige. Sie sagen, sie hätten Trump für seine wirtschaftspolitischen Positionen gewählt. Sie halten sich nicht für fremdenfeindlich, rassitsisch oder sexistisch. Wer sich für Trump entscheidet, wählt aber das Gesamtpaket. / Mit seinem gold vertraute Priamos auch seinen Sohn dem Thraker / Polyester an – der brachte ihn dann um / und für arme voller gold schickte Eriphyle ihren gatten in den / krieg um Theben wo er in den abgrund ritt  … Und meine heißen Tränen fließen. (Textcollage: Sextus Propertius, Boxoma Saint John & Heinrich Heine)

Der Ursprung aller Kunst

„Der Ursprung aller Kunst, der Ursprung aller Kreativität, ist Liebe. Wenn jemand glaubt, es gebe etwas Wichtigeres, wüsste ich gern, was das sein sollte.“ (David Hockney)

1991 malte ich unsere Familie: Mutter, Vater, Bruder und mich. Mutter liebte das Bild sehr. Es „ärgerte“ sie allerdings, dass ich versäumt hatte, sie mit Ohrringen zu porträtieren (Sie trug IMMER Ohrringe). Wenige Tage nach ihrem Tod collagierte ich einen der Ohrringe ins Bild, den sie an ihrem Sterbetag getragen hatte. Nun also, 2019, ist das Bild vollendet.

 

Die Erfindung der Poesie (Spuren der Verirrten)

Poesie und Erfindung bedeuten nichts anderes, als das Verfertigen und Hervorbringen von bisher noch nicht Vorhandenem… Das Drehen innerhalb eines Kreises, der ekstatische Zustand einer Trance, das Schöpfen aus einem tänzerischen Enthusiasmus, Bilder sehen, bevor sie zu sehen sind; und sie dann mit der eigenen „Sprache“ nachzeichnen, ihnen die eigene Stimme verleihen… Come on baby, light my fire… We want the world and we want it… NOW.

WIRBELSÄULENFLÖTE (Prolog)

Ein Prost allen, die mir je gefielen oder gefallen / − verewigt im Seelenschrein Bild an Bild −, / heb ich als edelste von allen Schalen / hier diesen Schädel mit Versen gefüllt. / Immer öfter überleg ich: − / setzt man nicht am besten / den Schlusspunkt mit einer Kugel ins Herz? / Heut geb ich auf jeden Fall / diesen letzten Abend eines Abschiedskonzerts. / Gedächtnis! / nun schar mir im Saal meines Hirnes / die randlose Reihe meiner Geküssten. / Gieß lachenden Blick unter heitere Stirnen. / Drapier die Erinnerung mit Brautnachtgelüsten. / Lass Leiber vollaufen mit Wohlgefühlen. / Nachklinge die Nacht im Wonnegeheule. / Denn heute will ich mal Flöte spielen / auf meiner eigenen Wirbelsäule. (Wladimir Wladimirowitsch Majakowski) O, es gibt Gedichte, die gehen mir direkt ins Herz, die schießen mir sofort in den Kopf.

Bilder wie Tagebuchseiten

Jedes Tagebuch enthält eine Pose. Meine beschreiben sogar Positionen. Das heißt, ein Künstler, der kein Tagebuch schreibt, ist irgendwie schief gewickelt, mit dem stimmt doch was nicht. Meine Bilder sehen deshalb auch gerne wie Tagebuchseiten aus. Und Positionen kommen meist auch drauf vor…

Das Stiefkind

Schnipsel, die auf dem Atelierboden herumliegen, scheinbar unbeachtet, ich höre ihnen zu. „Was zeit meines lebens mir auch der neid des pöbels nehmen mag – der nachruhm wird´s mit zinseszins zurückbezahlen.“ So flüstern sie. Ich verstehe sie; ich liebe sie, ich gebe ihnen ein zuhause…

Ich bin keine Gräfin Tremaine, auch bekannt als die „Böse Stiefmutter“ des Märchens Aschenputtel. Nein, meine Schnipsel gehören zu mir, so wie alle anderen Bilder auch.

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