Das zweifelnde Herz

„Dein Herz“, fragt mich mein Spiegelbild. „Was soll damit sein?“ „Spuckt es noch Blut?“, will das Bild von mir wissen.

Nun ja. Ich fühle Einsamkeit in mir aufkeimen. Heimsuchende Dämonen, möchte ich meinem Gegenüber so gerne erklären, sie banne ich tagtäglich durch meine Texte und oder meine Bilder…  In meinem Atelier zurückgezogen, seine Tür stets von innen verschlossen… wie mein Herz, das ich so vor Kummer schütze… „Das bezweifle ich,“ sagt das Spiegelbild mit seiner kalten Stimme.

Das Bild ist meine Reflexion auf mich selbst. Ich wirbel herum, versuche mein Bewusstsein zu verlieren, weil es nicht mit dem betrachtenden Bild übereinstimmt. Nicht das Bild spricht mit mir, nur ich spreche. Ich rede das Bild fast tot, bis ich verstehe=fühle, das nur meine Vorurteile, meine Vorannahmen, über das Bild sprechen. Im selben Augen=Blick, indem ich das begreife, beginnt auf der anderen Seite das Bild mit mir zu reden. Es hat seine eigene Sprache. Es spricht zu mir. Und nicht ich zu ihm. Ich habe mein Bewusstsein verloren und bin zum Selbstbewusstsein gelangt.

„Ich werde fragender von Jahr zu Jahr.“ (Christian Morgenstern)