Wiener Schmäh

„Alles wirklich Wertvolle ist aus einer Spielerei hervorgegangen … Ja, man kann soweit gehen zu sagen: Ein Mensch, der nicht weiß, dass er ein Narr ist, ist nicht nur kein Künstler, sondern versteht überhaupt nichts vom Leben.“ (So beschreibt es der von mir sehr verehrte Egon Friedell, ein „genialer Dilettant“ durch und durch.)

Alice hinter den Spiegeln (der Kunst)

„In unserem Lande gibt es nur einen Tag auf einmal“ sagte Alice.

„Was für eine armselige Regelung“, meinte die Rote Königin. „Hierzulande haben wir meistens zwei oder drei Tage und Nächte gleichzeitig, und im Winter nehmen wir manchmal mindestens fünf Nächte zusammen – das hält wärmer… Fünfmal so warm und gleichzeitig fünfmal so kalt!“

Mein Leben ein Werk #1

… geboren 1963; ich bin ein barocker Minimalist, ein melancholischer Sanguiniker, mit einem Hang zum paradoxen Archäologen, intrinsisch motiviert, beheimatet in Bild und Sprache, dem positiven Versprechen »freier« ungegängelter Kunst gehorchend und Folge leistend. Mit Malereien, Übermalungen, Textfetzen, Zeichnungen, Photographien und allem anderem, was sich sich auf einem Bild versammeln lässt, Schicht auf Schicht auf Schicht. Bisweilen erkenne ich auf den ersten, zweiten oder dritten Blick auch mich selbst. Oder vermute mich dort. Unterhalb der Gesamtexpressivität der Bilder kann ich so ein leises Summen oder Flüstern vernehmen. Ein Klang wie ein Wort wie ein Bild.

Mein Leben ein Werk #3

Für mich ist Kunst gleichbedeutend mit einem auffordernden „Erkenne dich selbst“.

Das heißt, ich soll mich nicht bloß in Worten und Äußerlichkeiten tagtäglich fröhlich verlieren, sondern soll die eigene Grundhaltung, die eigene Lebensführung, das heißt, mein ganzes (mein künstlerisches, wie mein soziales) Tun und Lassen sorgfältig und beständig in den Blick nehmen. Ich soll nachdenken. Vordenken. Überhaupt soll ich denken! Meine Kunst ermöglich mir dieses Denken. Aber sie tut es in einer fremdartigen, komplizierten Sprache. Vergleichbar, wenn ich einen Vergleich heranziehen sollte, vielleicht mit der Sprache vom Volk der Comanche. Deren Sprache hat den für mich unaussprechlichen Namen „Numurekwa’etuu“. Die Sprache der Comanche ist kaum verschriftlicht. In diesem Punkt geht es jeder unserer bildenden Kunst „besser“, gleichwohl ist die Grammatik unserer Kunst äußerst kompliziert. Aber sie existiert. Wer wollte das leugnen? Sie zu lernen, sie zu verstehen, führt mich immer tiefer in den Kaninchenbau meiner Existenz. Oft komme ich mir vor wie ein funktionaler Analphabet, ich lerne Gedichte auswendig, orientiere mich an Farben und Formen; ich komme in meinem Leben zurecht, habe Familie, einen funktionierenden Alltag, aber erkannt habe ich mich längst noch nicht… Mit Hilfe der Kunst=Sprache finde ich, so hoffe ich, eines Tages den Weg durch das Labyrinth meiner Seele zu mir selbst (zurück). Genau das bedeutet es, wenn ich schreibe, ich versuche aus dem eigenen Leben ein Werk zu machen.