Identität und Freiheit

Ein Name gibt mir Identität. Ein Bild schenkt mir Freiheit. Der Name lautet „Bach“. Das Bild trägt indes keinen Titel am Revier. Es ist frei von solchen Zuordnungen und Einweisungen.

Mein Ich dagegen scheint gefangen in meiner/seiner Identität, zurückgeworfen auf ein banales, ganz einfaches Ich. Nur ein Ich? Im Bild bin ich von dieser Fragestellung befreit. In seiner grenzenlosen Freiheit kann ich baden, dort kann ich eintauchen als Anna Magdalena, als Johann Sebastian, als Detlef Walter… So viele… sie bezeichnen mich als AMJSDW, aber ich bin mehr als eine Summe von Buchstaben. Der Erscheinungsgestus meiner Identität schimmert als Illusion durch die Realität durch. Genauso wie die Realität eine Illusion für meine wahre Identität ist. Was stimmt? Was könnte stimmen? Ein inneres Chaos drängt in ein äußeres Chaos vor…

Fragen Sie die Schneeeule der Minerva

Die „Eule der Minerva“ gilt als ein positives Symbol von Klugheit und Weisheit. Aber als „Nachteule“ stellt sie eine negative Metapher der philosophischen Erkenntnistheorie dar.

Die Bedeutung der „Schneeeule“ ist in der Kunst, soweit ich das weiß, bis dato noch nicht hinlänglich erforscht wurden. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass sich niemand ernsthaft für ein Thema interessieren kann, in dessen Wort drei kleine „e“ auf einander folgen. Das sieht einfach nicht schön aus… Mich macht so ein Anblick immer nur schlapp. Das gleiche gilt für kunstphilosophische Untersuchungen zu Brennnessel, Schifffahrt, Hawaiiinseln, Flusssand, Schnellläufer oder Teeei. So etwas kann mich niemals wirklich befriedigen.

Ungefällig und nicht gerade niedlich

Der Pianist Glenn Gould, ein Künstler, dessen Kunstverständnis mich sehr geprägt hat, soll die Musik von Mozart nicht sonderlich gemocht haben. Denn Gould spielte Mozart, so seine böswilligsten Kritikern, ungefällig und überhaupt nicht niedlich.

Das besagt nun aber keinesfalls, dass Glenn Gould die Musik von Mozart nicht schätzte. Im Gegenteil. Denn wenn Gould etwas wirklich nicht mochte, dann spielte er es einfach nicht. Wenn er einen Komponisten allerdings interpretierte, dann war sein Zugriff auf dessen Musik immer entschlackt und stets ungewöhnlich.

Ungefällig und nicht gerade niedlich… also Kunst.

Wer Komponisten lächeln hört…

Die Komponisten, sie lassen mit ihrer Kunst hören, aber niemals sehen. Ich dagegen lasse sehen, aber nicht wiedererkennen…

Wer jetzt, wie ich, Komponisten lächeln hört, der weiß, dass sie mir hier entgegen treten, vergleichbar dem delphischen Orakel. Die Komponisten mögen mir auf all meine Fragen vielleicht einen Wink geben. Das aber nur, wenn ich zugleich verstehen lerne, dass sie so vieles für sich behalten werden.

Damit meine ich etwas Unbenennbares, etwas Unaussprechliches, etwas Unpräzises, aber zugleich etwas, was ich ganz deutlich mit dem Herzen wahrnehmen kann…

Warum das alles? Damit ich jeden Tag meiner Herzensdame hier etwas vorspielen darf.

Was ich erbeute sind Bilder

Ein Beutebild (bitte nicht verwechseln mit Beutekunst) ist ein Werk, das zum Zweck meiner geistigen Erbauung in der farbigen Tiefe meiner Seele, im Dickicht meiner sprachlichen Verwirrungen gefangen wird. Es wird von mir gehegt und gepflegt, es wird „groß gedacht“, um dann in eine andere Realität ausgebildert zu werden. Kurz davor blickt es mich noch einmal an und fragt mich „Hast du genug?“… erst wenn ich ihm stumm zu genickt habe, dreht es sich um und geht seinen ganz eigenen Weg.

„BACH to the Roots“

Es ist ganz einfach so: Dürer liegt mir am Herzen.

Es gibt zahlreiche Blätter von Albrecht Dürer, die mich zu eigenen Grafiken inspirierten. Als ich den Artikel hier und heute verfasste, dachte ich intuitiv über meine kulturellen Wurzeln nach. Als die Wurzeln eines Menschen werden ja oft (nur) seine Herkunft und seine Familie bezeichnet.

Ich ergänze an dieser Stelle gerne noch meine selbstgewählte Familie, d.h. meinen mich prägenden kulturellen Hintergrund. Ein „Wer bin ich?“ könnte mit einem „Wo komme ich her?“ gleichgesetzt werden. Und wenn ich weiter darüber nachsinne, dann komme ich ebenso schnell zur nächsten Frage: “Wer oder was hat mich geprägt?“.

Es wäre jetzt zu einfach, mir zu vordergründig, nur „Albrecht Dürer“ in den Zeugenstand zu rufen. Lieber betrachte ich amüsiert meine heutigen BLOG-Bilder und finde, dass ich, wenn ich es denn wollte, noch ganze andere Namen hier nennen könnte.

Keiner ist mir wichtiger als der andere. Sie alle zusammen bilden meine Wurzeln und wachsen in das Substrat meiner Seele hinein, aus dem ich dann als ihr Spross, hoffe ich, einem guten Licht entgegen wachsen kann.

#ErschaffungAdams

Die Zeiten ändern sich. Das ahnte schon Bob Dylan, als er schrieb: The times they are a-changin’ / Come writers and critics / Who prophesize with your pen / And keep your eyes wide / The chance won’t come again / And don’t speak too soon…

Aber was genau wollte uns der Nobelpreisträger damit verkünden? Das die Erschaffung Adams in einer Zeit sensibler Erkenntnisse auch nicht mehr das sein sollte, für das sie mal stand? Wir dürften uns gerne einmal ein ganz anderes Bild davon machen, ja, die Erschaffung Adams, sie könnte auch ganz anders verlaufen sein.

Man könnte alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Es bliebe dennoch geheimnisvoll, nicht leicht zu interpretieren…

Und warum auch nicht? Wir leben schließlich in der neuen Welt, tief in uns wissen oder spüren wir: As the present now / Will later be past / The order is rapidly fadin’ / And the first one now / Will later be last / For the times they are a-changin’.

Aus meinem Poesiealbum

Wenn die eigene Rede ins Stocken gerät, dann greift jeder von uns gerne schon einmal auf den einen oder anderen Klassiker zurück, auf deren schon vorverdaute Weisheiten. Ob ich mir damit Autorität verschaffe oder nur den Magen verderbe, ich will es nicht selber beurteilen müssen. Das könnten mir vielleicht auch nur die drei Klassiker gemeinsam erklären, die ich hier und heute in meinem Poesiealbum harmonisch vereint vorfinde. Es handelt sich um Ikarus, Goethe… und die Zeit.