Mein Seeleninnenfutter

Sollen andere den natürlichen Charakter der Materie untersuchen / Ich untersuche den natürlichen Charakter meiner Gefühle / Und gebe den Dingen neue Namen / Um ihre menschliche Gleichung zu bestimmen / … / Meine Poesie ist keine Poesie der fallenden Blätter / Und ich pflücke niemals Blumen wenn ich spazieren gehe…  (Vítězslav Nezval)

Worte und Bilder klingen nach

Was in mir nachklingt, ist etwas, das ich ganz körperlich erlebe… das Wort, die Sprache, das Denken… meine Bilder… wirken nach Art eines Peitschenhiebs; ich lese Sätze, die mich erreichen wie Depeschen aus Flammen. Ich werfe sie auf… meine Bilder… zurück und diese verbeugen sich wie Schauspieler nach der Vorstellung…

Kunst als Geschenk zur Liebe

Die Liebe ist eine Bühne für Zwei. Und deren Liebkosungen, heißt es, sind ein Spiel mit etwas, das sich stets entzieht…

Liebe ist ohne Grund, sie überfällt uns, sie verwundet unser Herz. Wir leiden an der Abwesenheit eines anderen Ich. Die Liebe verbindet stets ein ungleiches Paar, ihr schützender Mantel ist aus purer Fantasie genäht.

Geliebte Irrfahrten

Kunst bedeutet nichts anderes als eine Irrfahrt durch die eigene Seele; Tage und Nächte verbringt man mit endlosen Spaziergängen durch Labyrinthe, nur um an einem fernen, neuen Erkenntnishorizont hoffentlich feinen, aufsteigenden Rauch erkennen zu können. Dies gilt es dann zu erkunden. Wie in einem fiebrigen Traum treffe ich dort vielleicht auf einen Komplex von Gebäuden, errichtet aus ziselierten Steinen. Eine liebreizende Frau bittet mich sicherlich freundlich in ihr Anwesen. Aber nur wenig später vermischt sie eine Speise mit seltsamen Kräutern, die sie mir mit einem äußerst gewinnenden Lächeln anbietet und verwandelt mich… in mir schägt nun ein neues Herz und sagt: „Jederzeit muß man in dieser Welt auf der Hut sein vor den Anschlägen irgendwelcher Götter, Dämonen und Zauberwesen, die einen nach Belieben in einen Bären,“ oder „in ein Schwein … verwandeln können und die die Macht haben, das Leben zu versteinern oder zu einer Karikatur seiner selbst zu erniedrigen.“ *1 

Oder auch: „Wie man immer genauer sieht / die Begierde … drückt ihre Formen in den Strom des Körpers ein / in den heißen Quellen der Haare / und der Spiegel“ *2

(*1 aus: Eugen Drewermann; Tiefenpsychologie und Exegese 1 / Die Wahrheit der Formen / Traum, Mythos, Märchen, Sage und Legende. // *2 Gedichtzeilen von Toyen)

… „ältere“ Bilder, nicht weniger wahr … „Überall sind Augen in Federknäueln und ein leises Pochen im Innern gesprenkelter Eier“ (noch einmal Toyen) … und diese gesprenkelten Eier beinhalten das, was wir Zeit nennen.

Kultur, gut.

Ach, … Häng mein Herz in Silberpappeln …

Der Wind, das schnelle Reiten in der Nacht, das Dunkelwerden, und die Sonne selbst… Wie kann das wieder sein? Gleichviel. Es ist.

… & dabei als einzige Hoffnung aber nicht den Himmel predigen, sondern das Spiel als einen Abglanz des Paradieses: also der Kunst… Kultur, gut.

An eine, die vorüberging* an Allerheiligen

Allerheiligen ist ein Feiertag der katholischen Kirche. Wie der Name des Festtages verrät, wird an diesem Gedenktag aller Heiligen gedacht: … Anmutig, wie gemeißelt war das Bein. / Und ich, erstarrt, wie außer mich gebracht … Sog Süße, die betört, und Lust, die tötet, ein. / Ein Blitz … dann Nacht! – Du Schöne, mir verloren, / Durch deren Blick ich jählings neu geboren, / Werd in der Ewigkeit ich dich erst wiedersehn? / Woanders, weit von hier! zu spät! soll’s nie geschehn? / Dein Ziel ist mir und dir das meine unbekannt, / Dich hätte ich geliebt, und du hast es geahnt! 

* Charles Baudelaire