Froschlaich versus Froschleich

Ein lieber Freund, ein leider zu früh verstorbener Kunstwissenschaftler hat mich des öfteren in meinem Atelier besucht. Einmal schaute er sich lange schweigend die Bilder an, an denen ich gerade arbeitete. Dann sagte er: „Selbst, wenn ich genügend Geld hätte – ich würde Deine Bilder nicht kaufen. Ich ertrage sie einfach nicht. Und deshalb finde ich sie so gut.“ Paradox? Nein. Die Sache ist sonnenklar. Ohnmacht wird zu Dynamit. Es ist der Verlierer, der das letzte Wort bekommt. Der Schwache ist es, der nicht unterliegt… Das heißt: Ich mache weiter… immer weiter… patsch-patsch am Uferrand entlang…meine Verletzlichkeit führt zu Immunität.

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PEACE FROG

Unsere Froschschenkel / Ihr reißt sie uns bei lebendigen Leib / mit blossen Händen ab / Sie gelten Euch als Fastenspeise / Ihr rühmt deren feinen Geschmack / Ich klage Euren kranken Geist an / Ihr sagt wir wären Boten des Jüngsten Gerichts / Und bestellt im Restaurant unsere Schenkel nach / Dazu noch einen guten Weißburgunder / Danach geht´s aufs Hotelzimmer / „BITTE NICHT STÖREN“ / wird als 11.Gebot an die Tür genagelt / Dann nagelt auch Ihr / Oder werdet genagelt / Meine Denktradition ist dagegen antik: / unsterblich durch den eigenen Geist / kleiner und zierlicher als jede Wahnvorstellung eurerseits / und doch ein Zauberspuk…

(aus: „Die Psychoanalyse des Froschkönigs“)

Heiliges und Obszönes

Die Froschperspektive / den niedrigsten Standpunkt auf Erden / spiegel ich gen Himmel / erhöhe mich / alles lasse ich kopfstehen / Gottgleich / Groß Klein / Unten Oben / Hoch Niedrig / Gut Böse / damit jongliere ich / mache die Hintergründe größer / die Vordergründe lasse ich schrumpfen / ich klassifiziere völlig neu / und das jeden Tag / Jede Nacht wird von meiner Sonne besucht / die der Dunkelheit die Wange rötet / Nagelt mich ruhig ans Kreuz / mit einem Spiegelei zwischen den Beinen / das meinen Penis bedecken soll / – nicht den Phallus! / – unmöglich das! / Lacht ruhig über solche Possenreißerei / kreischt im Chor „Blasphemie“ / Jeder Ochsenfrosch ist geiler / als Eure Heiligkeit…

Mein amphibisches Geständnis

Das Unbekannte ist strukturiert wie eine Sprache. Mit einer schnellen Auf- und Abbewegung meines Mundbodens kommuniziere ich mit ihr. Dabei spreche ich so schnell wie ich male und oder schreibe: weiß schwarz farbig. Mit den Fingern ziehe ich meine Signatur quer über die Realität und ratifiziere alles mit einem Kuss. All meine Bilder, die ich mir von der Wirklichkeit mache, von meiner Wirklichkeit, sie erinnern mich an einen magischen ZEICHEN-TRICK. Das heißt: sie kennen keinen Tod, sie kennen nicht einmal Sexualität, so wie Ihr Sexualität begreift und vor Euch verbergt. Meine Bilder verfolgen ihren eigenen egoistischen Weg. Und selbst wenn ich sie wieder und wieder zerschneide, so verbinden sie sich stets wieder neu. Denn es gibt in meiner Kunst keine Endlichkeit.