Gewissen / Haft

Die Sprache meines Traumes / Ist die von geflüsterten Beschwörungen / Ihre Kraft läßt Spiegel erblinden / Kristalle bersten / Die Nacht wird ausgedehnt / Über den Kosmos hinweg / Ein großes Orchester spielt den Soundtrack ein / Soviel Vogelgezwitscher / Trommelschläge / Das Gezirpe von Geigen / Improvisiertes Jauchzen / Schreie à la Zappa / Alles gleicht dem Rauschen meines Blutes / Mir unvernehmlich / Ein zugeschüttetes Geräusch / Das Pochen eines Holzwurms im Seelengebälk / Und doch bin ich mir der Traummusik gewiss / Verleugne ich doch auch nicht die Sterne am Tag

Zuverlässiges Gewimmel

Es überrascht mich immer wieder selbst mit welcher Vehemenz sich meine Bilder mir in den Weg stellen. Meine Blicke gleiten leicht schamhaft über ihre Oberfläche. Sie meinen sogar ihre Lippen zu spüren können, einen Busen zu erahnen, ein Nervenkleid. Die Augen hören sehend ihre Stimme, bestaunen farbige Fasern von Muskeln aus Papier. Ihr ganzer Körper, eine innere Haut, die sich umgestülpt und sich mir entgegen drängt. Meine Imagination bildet ein geisterhaftes Ich von und vor mir aus.

Selbst-Erlebtes als Rettungsboot

Sollte ich das Selbst-Erlebte als eine sogenannte Derealisation deuten? Was würde das bedeuten? Die Umwelt erschiene (laut Wikipedia-Experten) dann als Ganzes plötzlich unvertraut, auch wenn jedes Detail problemlos wiedererkannt und eingeordnet werden kann. Aber kann ich das denn je wirklich? Alles richtig einordnen? 

Eventuell sind meine Werke kleine Nachlässigkeiten? Von mir selber unbemerkt vor mich hin gestellt. Der Experte, wie stets mit einem weißen Laborkittel ummantelt, tritt just in diesem Moment aus der Kulisse nach vorne und doziert: „Sollten solche Wahrnehmungserlebnisse das Ausmaß einer Krankheit erreichen, werden die Integrität, das Einheitserleben und die klare Grenze zwischen Ich und Umwelt gestört.“

O, ich nehm das Gesagte gelassen hin, lege mir weitere Blätter aus und versuche aus ihnen mein Schicksal zu erfahren. Ich frage, soll ich mir aus den Papieren einen Sarg falten? Oder eher ein Rettungsboot?

Man kennt die Kunstwerke nicht…

…wenn man sie nur fertig sieht, man muß sie auch im Werden gekannt haben.

Ich sollte ihren Spuren nachgehen, Vorstudien und Entwürfe befragen; man sollte sich an solchen Dingen zurücktasten in einem ansonsten unergründlichen Labyrinth. Dieses Nachspüren stört niemals den reinen Genuß des ersten Anblicks, der allzu schnellen Meinung. Gleichwohl ist mir längst klar geworden, kein Werk offenbart sich wirklich auf den ersten Blick. Nicht einmal mir selber als Künstler.

Weiterhin frage ich mich, ob das Geheimnis des künstlerischen Schaffens sich tatsächlich in der Übertragung erschöpft. Sollte die Darstellung einer Idee das höchste Ziel der Kunst in der realen Welt sei? Anders formuliert: Warum muß eine Vision denn überhaupt Realität werden? Warum nicht ein Nebelbild zum Tanz auffordern oder sich erfrischen, in dem ich mich in den taugetränkten Rasen lege und einen Engel hinterlasse?

Alles eine Frage der Ein- und Ausstellung

Mein zivilisiertes Ich hält sich für einen König / Am Hofe einer Königin / Am Fuße eines Narren / Es begehrt gegen das Licht der Sonne auf / Nur um zu erblinden / Das ewige Ich erschlägt den übergroßen / FATHER? / YES, SON? / Schläft mit der Mutter / I WANT TO F#@k YOU / Sticht sich (noch einmal) die Augen aus / Erblindet zum zweiten Mal / Dämmert dahin als ein Uraltes / Dass nichts mehr weiß / Oder nichts mehr wissen will / Und erlernt mit der Kunst eine Sprache / Die durch ein einziges Wort / Das Schloss an den Gittern seiner Zelle öffnet / Es ist ein Wort / Das einem Bild von mir gleicht…