Alles hat seine Zeit…& sein Gesicht

ER (ADAM): Ich kenne das alles schon! Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Das wusste schon Kohelet, dessen berühmtes „Alles hat seine Zeit“ der Filmemacher Guy Debord  in seinem Film „In girum imus nocte et consumimur igni„ (“Wir ziehen des Nachts umher und werden vom Feuer verzehrt“) zitiert. Wenn aber alles egal ist, alles schon einmal da war, dann so Debord, kann man natürlich auch einfach Brüste zeigen. Und Penisse! Vulven! Oder Krebsgeschwüre und Hundescheiße! Alles dreht sich doch im Kreis. Das Leben: Ein Karussell. Und dann und wann: ein weißer Elefant…

[Die Musik „Heinzelmännchens Wachtparade“ ertönt, von einer Kirmesorgel gespielt! Mit Hilfe solcher Jahrmarktsorgel versuchten Schausteller seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Vergnügungsbetriebe für das Publikum attraktiver zu gestalten. Beispielsweise Karussells, Schiffschaukeln, Reitschulen, gefallene Engel und das Panoptikum (ein begehbares Schauzelt) umwarben das Publikum durch musikalische Darbietungen.]

DER BRUDER: Wenn du Antonius ein Gesicht geben solltest, wie sähe er deiner Meinung nach aus? Ähnelte er mehr Gustave Flaubert oder sähe er schlimmstenfalls dir ähnlich? Das würde mich mal interessieren. Sag mal …

ER (ADAM): Er sähe aus wie Cary Grant. DER BRUDER: Ach, Scheiße. Das hast du dir doch jetzt nur ausgedacht um originell zu sein. Verdammter Arsch.

Die Freunde – Aaron, die Schwester und die Frau – betreten die Kneipe. Sie bahnen sich ihnen Weg zum Tisch der beiden anderen. Man begrüßt sich durch kurzes Schulterklopfen oder Umarmungen und Küsschen…

DER BRUDER: Adam erklärt mir gerade, dass für ihn der heilige Antonius wie Cary Grant aussähe. DIE SCHWESTER: Der erotischste Mann Hollywood aus den 4oziger Jahren als Antonius? Das ist ja geradezu himmlich! Den wähl ich sofort. DER BRUDER: Adam, das ist doch bekloppt. Du hast eine Fliege unterm Helm. Völlig bescheuert ist das.

DIE FRAU: Warum? Heilige müssen ja nicht immer so verspannt um die Augen oder Mund aussehen, finde ich. Immer so verbissene Gesichter wie unser Papst Benedikt XVI. Danke, nein. Cary Grant würde mir da auch besser gefallen. Sehr sogar… (sie kichert). AARON: Entstellung sollte nicht das oberste Prinzip der Heiligen sein. Richtig!