„Alte Kunst braucht Muße“

Update vom 23. April, 11.26 Uhr: In Deutschland sind bis Donnerstagvormittag mehr als 147.500 Coronavirus-Infektionen registriert worden (Vortag, Stand 10.15 Uhr: mehr als 144.800 Infektionen). Das hat eine Auswertung der Nachrichtenagentur dpa ergeben. Mindestens 5023 Menschen, die sich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt haben sind diesen Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben (Vortag, Stand 10.15 Uhr: 4745 Tote). Der Künstler Matthias Grünewald konfrontiert uns aus gegebenen Anlass bewusst mit einem gequälten Christus am Kreuz. Denn Christen glauben, dass Jesus für sie gestorben ist, um sie vom Tod zu erlösen. Das bedeutet: Jesus ist am Kreuz gestorben, um den Menschen zu zeigen, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Der Leib Christi ist auf dem Gemälde gekrümmt und deformiert, der ausgemergelte Körper geschunden, die Hände sind krampfhaft gespreizt, die Füße verbogen. Nach der Geißelung stecken noch Dornen im Fleisch, aus den Wunden fließt Blut. Christi Haupt ist nach vorne gesunken, der letzte Atem ausgehaucht. Die dahinter ausgebreitete, trostlose Landschaft liegt in gespenstischem Dunkel. Angesichts der Agonie ihres Sohnes sinkt Maria in Ohnmacht, wird aber von Johannes, dem Lieblingsjünger des Herrn, gehalten. In ihrer Verzweiflung fällt Maria Magdalena auf die Knie und hebt flehend die Hände. Auf der gegenüberliegenden Seite steht Johannes der Täufer, der mit den Worten »Jener muss abnehmen, ich aber wachsen« auf Christus verweist. Neben ihm erscheint ein Lamm als Sinnbild des Opfertodes Christi; es trägt ein Kreuz und lässt sein Blut in den Abendmahlkelch fließen. Im Kontrast zu dieser Dramatik steht die stille Ruhe in der Predella=Pathologie, die sich mit der „Lehre von den Leiden“, der Lehre von den abnormalen und krankhaften Vorgängen und Zuständen im Körper und deren Ursachen, einstellt.