Am Abend…

Ich lag einfach nur da und verleugnete trunken den Wahrheitsgehalt der eigenen Existenz.

… Und meine Bilder? Was sollte ich mich denn eigentlich beschweren? Meine (Bild-) Geschwüre waren längst mit Gold überzogen. Geschmückt und überschminkt. Niemand möge sich meine Arbeiten mit reinem Gewissen anschauen!

Denn sie waren allesamt Wunden, die mich aus schlimmste entstellten; es waren Narben, die ich stolz-traurig zur Schau trug. Es waren Fleischstücke, die ich mir aus dem Körper gerissen hatte, um mich dann selber damit zu füttern. Sollte jemand daran jemals Gefallen finden können?

Der offenherzige Betrachter meiner Werke, überlegte ich, wäre sicherlich beschämt, wenn er sich meine Bilder mit großem Vergnügen anschaue… Wie ein Schwarm tiefschwarzer, aufgescheuchter Vögel schossen solche Gedanken durch meinen Kopf…

Dieses Schauspiel ließ mich nach weiteren eigenen Bildern suchen… Keine vordergründig richtigen sollten es sein, sondern wahre Bilder. Keine kopierten Bilder, sondern sich selbst befriedigende Bilder…

Ich sehnte mich nach Bildern, die wie eine beredte Stille waren. Das hieß, in ihnen zwitscherten die Vögel und zerbarsten die Wolken auf dem Boden der Poesie, um aus ihren Splittern sofort neue Gebilde zu formen. Kritzeleien wurden Symbole für ein Alphabet der Möglichkeiten. In solch abgründigen Gründen wollte ich nach meinen Bilder suchen… Es war wie das Aufrichten einer Zirkuskuppel im eigenen Herz.

Einem Diktat von unverständlicher Ungegenständlichkeit wollte ich mich niemals ergeben. Eher wollte ich höchst erleichtert und amüsiert einem Publikum ausrufen können:  “Aber ihr habt ja gar nichts an!“