Bei Mutti

Ehrlich: ich hatte in diesem Sommer Spaß wie bei Mutti. Mit Sicherheit lag das auch an dem gleichnamigen Stück, das ich mit meinem Freund Christian Schwarzkopf im Atelier am Schliersee aufführen konnte und durfte. Hier nun (zum besseren Verständnis?) einige Szenenfotos und Textfragmente:

Unsere Mutter, das muss hier zu allererst einmal festgehalten werden, ist generell ein Symbol für das Weibliche! Auch wenn das manch einer von den heutigen jungen Männern eventuell nicht so sehen möchte. Und sich viel, viel lieber nach jungen Gefährtinnen umsieht. Aber das ist falsch, ganz falsch! … Ach, was soll ich da jammern? Es ist eben so! Die Psychologen sind vor geraumer Zeit drauf gekommen! Und die müssen es ja wissen. So schlau, wie die nun einmal sind! (….)

Mutti ruft an! … Und Mütter haben einfach immer Recht. Meine Mutter – mit Verlaub – liebt es Mohammed Ali zu zitieren, der einmal so schön formulierte: „Ich weiß nichts alles. Aber ich weiß, dass ich Recht habe!“ So auch meine Mutti, die vor Jahren ganz stolz erzählte, morgens am Frühstückstisch, sie sei den letzten Abend mit Vater im Film „Jenny- Park“ gewesen. Jenny-Park? Mein Bruder und ich starrten uns verständnislos an. „Was soll das denn für ein Film sein?“, fragten wir unisono. „Na, der Film mit den großen Viechern. Diesen riesigen Eidechsen.“ … Nach einer kurzen Weile dämmerte es mir: „Mutti! Du meinst den Kinofilm Jurassic-Park!“…  Jeden von uns hätte dieser kleiner sprachliche Faux-Pas schmunzeln lassen. Nicht so Mutti. Diese meinte nur lapidar und sehr bestimmend: „Jenny-Park kann man auch sagen“! … Ende der Diskussion. Aus. (….)

Obacht, meine Damen und Herren! Wir betreten hier vermintes Gelände. Märchen und Mütter,  beides fängt mit M an. Zufall?  Ich glaube kaum! All diese verwunschenen Jungfrauen in den – ach, so harmlosen – Märchen sind doch durch die Bank weg – Abbilder der Mutter!!!!!! Und der Bub (also ich), der die Märchen liest, fühlt SOFORT in sich den Drang einer wilden Inzestgeschichte nachzugeben. Und will den Drachen töten! Klar. Denn der Unhold in Märchen tritt meist in Form eines Drachens auf und verwehrt dem Kind (also mir) den Zutritt zu meiner geliebten Jungfrau. Zu Mutti eben!

Christian= Der Held: „Ich hau dir einen in die Fresse, wenn du deinen Mund nicht hältst.“ Detlef = Der Drache: „Hau erstmal deiner Mutter eine rein!“  Das ist zu viel! So etwas sagt man nicht. Der Drache wird deshalb auch sofort von dem Helden getötet. ZACK! Der Drache bricht zusammen!   (….)  Aber es gibt Schlimmeres:

Lassen Sie mich hier aber kurz noch einmal eine Sache klarstellen: Ich liebe meine Mutter. Von Herzen. Daran sollte es keinen Zweifel geben. Wenn ich aber, immer auch wieder auf mich zurückkomme, dann aus unterschiedlichen Gründen: Zum einen ist das hier unser Programm, das ich mit meinen Freund Christian Schwarzkopf bestreite. Und zum anderen, wenn meine Mutter, hier an meiner Stelle, das Wort ergreifen würde, sie würde Ihnen sofort erzählen, dass ich keine krause Petersilie mag!!!!! Daran wäre ich nämlich mal fast erstickt. Als Kleinkind. Und Weißbrot mag ich auch nicht. Aus dem gleichen Grund. Meine Mutter würde das schamlos vor Ihnen ausbreiten. DAS wäre mir peinlich… (…)

Oooo, das ging den ganzen Abend so weiter. Es war herrlich! Für die, die nicht dabei waren, nur so viel: „Sie wissen ja nicht, was Sie verpasst haben.“