Bilder-Geschichten aus einer Verrichtungsbox

Was sind Ateliers anderes als abgeschirmte Verrichtungsboxen, die einer Garage ähneln (mein Atelier wäre tatsächlich durch eine Garage erreichbar!) und Prostituierten oder eben auch Künstlern die Möglichkeit bieten, ihre Freier zu bedienen.

Die Freier fahren mit ihren Autos in die Box (bzw. an die Box heran, in meinem Fall wäre das so, Parkmöglichkeit direkt vor meiner Garage…), in der sie vor fremden Blicken geschützt Sex haben können. Solch ein Sex ist bekanntlich, so meinen schmallippige Puristen, nur grober Unfug mit drei Buchstaben. Ohne jeglichen Geist.

Man könnte natürlich auch nur Kunst betrachten. Oftmals auch nur grober Unfug. Aber eben mit Geist. (Ach, man kennt die Künstler ja so genau! Picasso, Schiele, Degas. Man weiß ja, wie diese Künstler so ticken. Das Feuilleton lügt nicht.)

Der Maler steht etwas vom Bild entfernt. Er wirft einen Blick auf das Modell … //… die Perspektive rückt sie beide in eine Nachbarschaft … // … eine Bewegung, etwas Licht würde genügen, um sie verschwinden zu lassen.*

Richtig ist und bleibt, dass in meinem Atelier jeder Gast, der mich besuchen mag, auf alle Fälle vor fremden Blicken geschützt ist. Versprochen! Wir könnten auch nur einen grünen Tee zusammen trinken, wenn Wein schon zu verwegen wäre.

Wie dem auch sei, glauben Sie mir, der Künstler, er spukt durch solch eine Verrichtungsbox und flüstert leise zu sich selbst: „I’ve seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhäuser Gate. All those moments will be lost in time, like tears in rain.“ … den „Tears in rain monologue“ aus dem Film Blade Runner. Immer und immer wieder.

Schauen Sie ruhig mal vorbei. Und lauschen Sie. Was immer ihr Herz begehrt.

(*Zitiert aus: „Foucault – Velázquez – Las Meninas“)