Caféhaus-Kultur

„Man glaubt wieder an`s Wunder: ein großer Fortschritt in der Kunst zu leben“, schreibt mir mein Onkel Fritz aus einem seiner geliebten Caféhäuser. Dorthin zieht er sich gerne zurück, verbarrikadiert hinter einer Tasse Cappuccino, bereit zu allergrößter Einsamkeit. Zwischen den Gästen sitzend, „den Nerven unerträglich“, wie mein Onkel es so herrlich formuliert, aber zugleich auch unfähig auf den Besuch zu verzichten. Ohne Café wäre das Leben für meinen Onkel, Zitat, „eine Tortur.“

„Blödsinn“, schallt es von einem der Nachbartische herüber. Mein Freund Herbert Pogt hat sich zu meinen Überlegungen geäußert, in denen es darum geht, mein komplexes Werk ineinander zu verschränken. Immer und immer wieder. Und immer weiter, bis tief hinunter in ein Kaninchenbau-Labyrinth. „Laß doch bitte etwas für uns Kunstwissenschaftler übrig“, neckt mich Herbert und zwinkert dabei mit den Augen.

Wahrscheinlich liegt er richtig mit seinem Einwand. Mein Werk alleine sichten zu wollen, wäre vermessen… der Kämpfer, der Kampfplatz und das Umkämpfte in einer Person. „Eine Tortur“, wiederholt Onkel Fritz mit sonorer Stimme, „das wäre schlichtweg eine Tortur.“

„Einer Caféhaus-Kultur würdig.“