Meine √ersuche

Was zwischen den Ruinen einer von Phantasten bevölkerten Welt eine „Versuchung“ war, dass nennt man heute in der modernen Welt schlicht und einfach „Erziehung“. So ähnlich (be)schreibt es Michel Foucault in seinem Text zu „Die Versuchungen des heiligen Antonius“ von Gustave Flaubert.

Die „Versuchung“, so Foucault, scheint ein Füllhorn zu sein, angefüllt mit Gewalttaten, mit Orgien der Phantasie, mit Alpträumen und Abgründen. Sie ist ein Traum in Sprache. Geschmeidig, seidig, harmonisch entschränkt in der Trunkenheit der Sätze. Die „Versuchung“ ist evt. das Protokoll eines freigesetzten Traums… blendende Schönheit.

Vielleicht handelt er von einem Einfallspinsel namens Antonius. Vielleicht handelt er ausschließlich von Wahnsinn und Überspanntheit, von bizarren Einfällen. Auf alle Fälle handelt er aber von Wissen! Gustave Flaubert kopiert nämlich bewusst Wort für Wort, Zeile für Zeile aus anderen Quellen! Und? Die kleine, weiße Hostie… was ist damit?!

Der Künstler benötigt nicht mehr den Schlaf, um seinen Abgründen und Nachtmahren zu begegnen. Im Gegenteil. Der Künstler benötigt seinen Wachzustand, um für sein Werk wichtige Informationen auszuspionieren. „Das Imaginäre haust zwischen dem Buch und der Lampe […] Man braucht um zu träumen, nicht mehr die Augen schließen, man muss lesen.“ So wieder Foucault. Flaubert erschafft mit der „Versuchung“ eine Form der Literatur, die durch die Verknüpfung, das Sampeln von schon geschriebenen, von schon existierenden Texten lebt.“  (…)  „Die der Muttergottes überreichte Lilie?“

Diese neue Kunstform bezieht sich bewusst auf das schon Gedruckte, das schon Veröffentlichte. Künstler wie Flaubert, so Foucault weiter, schreiben „mit einem grundlegenden Bezug auf das […] was geschrieben worden ist.“ Archive, Bibliotheken sind die Orte, an denen Künstler wie Flaubert sich ansiedeln müssen und wollen…

Und heute? Heute sind die Archive, die Bibliotheken durch das Internet im Haus frei verfügbar. Fast überall auf der WWWelt. Warum ich das hier niederschreibe? Ich erkläre mir halt selber all meine „√ersuche“… dieses Körbchen mit den Süßigkeiten!

Versuche…

ER (ADAM) (V.O.): Es fehlt in der heutigen Zeit der Beobachter. Alle sagen etwas, produzieren sich, stellen sich auf die Bühne, stellen ihre Texte ins Netz. Es entsteht ein gigantisches Spektakel. Aber wer soll das alles betrachten? Interessiert sich wirklich noch jemand dafür, was der andere sagt, geschrieben oder getan und aufgezeichnet hat? Supertalente prostituieren sich für Supertalente. Schwanzvergleiche, Tittenvergleiche, Wet-T-Shirt-Parties. Hirnloses Wettbewerbs-Spektakel. Aber schaut noch jemand hin?

Ich! …

Ich bin der einzig übrig gebliebene Betrachter. Ein Beobachter, der Genuss aus diesen Häutungen zieht. Ich liebe dieses barocke Spiel: diese Verdrehung, Entfremdung, Umleitung. Die Aufzeichnung, die Zweckentfremdung, die Übertragung.

Ich liebe die Wiedergabe.

Ich will sehen, endlich und endlos. Ich will nicht nur einer Stimme lauschen.

Ich will das Mediale…

AARON :Wart´s nur ab!

REW <<

STOP

PLAY

Adam und die Schwester im Hotelzimmer.

 DIE SCHWESTER: Schockiert

ER (ADAM):Ich kann es bloss nicht glauben!

 DIE SCHWESTER: Was glauben?

 

 

F.F. >>

STOP

PLAY

 

Aaron und die Schwester lieben sich leidenschaftlich auf dem Bett. Ihre Hände hat er mit Kabeln am Bett fixiert. Im Mund trägt sie einen Ballknebel. Sie schnauft erregt und wirft den Kopf hin und her, während er stöhnend in sie eindringt.

 

REW <<

STOP

PLAY

Weitere Versuche!

AARON (liest einen der Zettel): Was sind meine Erinnerungen? „Matratzen“ für eine andere Frau. Die Frau meiner Träume. „Und eine Frau beugte sich vor mir.“

ER (ADAM): Alle Künstler lügen! Sie müssen lügen. Das ist die Wahrheit!

AARON: All diese/meine Streichungen. Im Kopf! O, mein Gott. Antonius darf dieses oder jenes nicht gesagt haben, was? Wie bei Nixon. Streichen. Streichen. Streichen. Am Ende kann man denken, Antonius hätte ständig was Unanständiges gesagt, wenn man diese Seiten so betrachtet.  Sieht jetzt aus, als hätte er ständig SCHWANZ oder FOTZE gesagt. Und du hast das geschwärzt.

ER (ADAM): Die Versuchungen des heiligen Antonius…

AARON: Du hast sie geschwärzt! Doch durch das was man nicht mehr sehen/lesen kann… durch das kommt es gerade zur radikalen Hinwendung zum Menschlichen. Antonius, ein alter Schwerenöter…

ER (ADAM): Der auch nur davon träumte, dass gefickt werden darf?

AARON: Aber hallo!

(Beide Männer müssen lachen. Beide Männer sitzen sich am Küchentisch gegenüber. So wie sie dasitzen, erinnert es an eine Spiegelübung beim Theater.)

ER (ADAM): Du sprachst vom „gelebten und fiktiven“ (real vs. fantasy world) Leben. Gut. Das finde ich interessant. Ich behaupte jetzt mal: „Ich habe sie ALLE gehabt!“ Weil ich sie gezeichnet oder gemalt habe, weil ich über sie geschrieben habe. Der Regisseur Frederico Fellini schrieb einmal, dass er, bevor er einen Film begänne, er nur Titten und Ärsche zeichne. Seitdem weiß ich, dass ich bis zu meinem Lebensende noch Filme machen kann. Mein Atelier ist der untrügliche Beweis für diese Theorie. Überall Zeichnungen von Titten und Ärschen…

Aber ich habe noch ein weiteres Zitat in meiner Bonmot-Tüte. „Was sind all die Frauen, die ich hatte, im Vergleich zu den Millionen, die ich nicht hatte? Die irgendwo auf mich warten, und die ich glücklich machen soll“… Schreibt Flaubert.

AARON: Chapeau.

ER (ADAM): Ein gesundes Selbstwertgefühl, wie ich finde. Vielleicht ist mir da aber der Schriftsteller Leo Malet schon näher. Der sammelte tausende erotische Karten von Unterwäschemodellen.

(Die Männer trinken gleichzeitig ein Schluck Wasser. Sie setzen synchron ihre Gläser auf dem Tisch ab.)

ER (ADAM): Ich gestehe, mir ist die fiktive Welt der Kunst näher und vertrauter als das Suchen nach dem Glück oder Unglück im „normalen“ Leben. Ich schreibe und erzähle inzwischen lieber über die one-night-stands, bei denen ich bedauerlicherweise zu betrunken war, dass mein kleiner Freund keinen Szenenapplaus erhielt… als das ich mich auf solch einen Versuch noch einmal einlassen möchte.

AARON: Du gehst dem Leben lieber aus dem Weg. Verstehe.

ER (ADAM): Ich denke, nur wer sich noch schämen kann, wird das Reale fühlen können.

AARON: Du meinst, selbst wer keine Schuld hat, kann sich dennoch schuldig fühlen?

ER (ADAM): Richtig.

AARON: Das ist doch verrückt.

ER (ADAM): Glaubst du?

AARON: Oder Religion.

Weitere Versuche (Das Perverse der Normalität)

Restaurant. Innenraum. WIR SEHEN wie die Männer zu einem größeren Tisch geführt werden, an dem schon die Freunde auf sie warten. Ihre Freunde haben schon Wasser bzw. mit Rotwein gefüllte Gläser auf dem Tisch stehen. Dazu ein Korb mit Brot. Zwei kleine Schalen mit Oliven, zwei kleine Schalen mit Olivenöl. Das Restaurant ist erfüllt von den üblichen Geräuschen. An einer der Wände des Restaurants prangt ein riesiger Spiegel. Die beiden Männer setzen sich zu den Freunden an den Tisch. Der Bruder küsst die Schwester.

ER (ADAM) (V.O.) : Das Perverse der Normalität. Plötzlich erwecken zwei Zuneigungen des Gedächtnisses einen anderen Charakter. Ist er wahnsinnig? Nicht eigentlich wahnsinnig. Sein Wahnsinn ist die Verlängerung seines Werkes. Sogar Stoff. Für Scham. Jeden Tag erröten, dass er durch den Tod hindurchgegangen ist.

GROSSAUFNAHME. Die Lippen des Bruders verlassen die Lippen der Schwester.

AARON: Na, ihr! Wir dachten schon, ihr hättet euch verirrt.

ER (ADAM): Sorry, aber wir haben völlig die Zeit vergessen.

DER BRUDER: Und gelebt… d.h. wir haben uns schlicht und einfach verquatscht. Wir haben über Kunst und Kreativität debattiert.

DIE SCHWESTER: Mit welchem Ergebnis?

DIE FRAU: Ist da etwas, was wir wissen sollten?

AARON: Wüstenheilige, die vor Begierde brennen? Und die ihre geilen Allmachtsphantasien sich aus dem Fleisch schneiden, um sie auf dem Altar der Kunst zu opfern?

DIE FRAU: Hört! Hört!

ER (ADAM): Habt ihr uns etwa belauscht. O, ihr bösen, bösen Gesellen.

Adam lacht und wendet sich an die Schwester.

ER (ADAM): Ein neues Thema ist wie eine Geliebte.

DIE FRAU: Mit der man fremdgeht. Geliebte, Heilige, Untier!

WIR SEHEN nur wie die (imaginäre) Kamera über den Tisch der Freunde kreist. Diese diskutieren nun immer heftiger mit einander. Die Gesten werden teils theatralisch. Die Gesichtsausdrücke wechseln von Verzückung, über Verwunderung, Ekel oder auch Glück. Aaron steht plötzlich hektisch auf, ein Weinglas stürzt um. Er blickt zu Adam hinüber, tippt sich an die Stirn, betrachtet die Runde der aufgeregten Freunde noch einmal im Spiegels, bevor er dann das Restaurant verlässt. FADE OUT. Abblende. Allmähliches Verdunkeln des Bildes bis zum Schwarz.

Die √ersuche (Beipackzettel)

Der Text bzw. mein Projekt „Die √ersuche“ bezieht sich auf den Roman „Die Versuchungen des heiligen Antonius“ von Gustave Flaubert. Daran zeichnete, malte, collagierte und schrieb ich cirka fünf Jahre… Es wurde ein sehr komplexes Gebilde, was sicherlich nicht leicht zu konsumieren ist. Oder gar als klassisches Buch zu veröffentlichen wäre. Random House schrieb mir unlängst: „Ihr Veröffentlichungsangebot ist ohne Zweifel sehr interessant und ließe sich sehr schön realisieren. Dennoch muss ich Ihnen für den Prestel Verlag einen negativen Bescheid geben… Ihr Buchprojekt begrenzt sich jedoch auf ein sehr spezifisches Thema mit überschaubarer Interessensgruppe.“

So sieht es aus… Genau deshalb sind der Text und die Bilder zu „Die √ersuche“ hervorragend für meinen BLOG geeignet. Ist der Mensch nicht von jeher ein abgrundtiefer BLOGGER? Es schwindelt einen, wenn man in ihn hinabschaut.

>>  „Die √ersuche“ … Diese Schreibweise will kurz erklären. “√ersuche“ ist hier kein zufälliger Schreibfehler. Nein, diese skurrile Schreibweise geht u.a. auf die Lektüre von Yoko Ogawa „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“ zurück. Dort heißt es, dass ein „Wurzelzeichen unendlich vielen Zahlen ein schützendes Dach über dem Kopf“ gibt. Das hat mir sehr gefallen! Warum sollte ein Wurzelzeichen nicht auch einem Wort ein Dach geben können, einen Unterschlupf? Das Wurzelzeichen wäre dann auch ein Symbol dafür, dass das Ergebnis eines überdachten Wortes niemandem vorschnell vor die Augen tritt. Die Lösung dieses Wortes „befindet sich tief in unserem Herzen.“ (Schade, dass mein Wurzelzeichen hier nicht noch diesen langen Querstrich über die gesamte Länge des Wortes besitzt! Das schützende Dach würde für einen aufmerksamen Betrachter besser verständlich sein, empfinde ich. Oder?) <<

Die √ersuche

ER (ADAM) (V.O.) : Geboren wurde Antonius vielleicht um 251, in Koma, Mittelägypten. Er ist der Sohn wohlhabender Bauern. Er verschenkt eines Tages seinen gesamten Besitz und steckt seine eigene Schwester in ein Kloster! Danach zieht er sich vollends von der Welt zurück. Zunächst versteckt er sich in einer Hütte in der Nähe seines Dorfes, dann aber verkriecht er sich in einer alten Grabkammer. Am Schluss seiner Einsiedelei lebt er in der Wüste am Berg Kolzin in Sichtweite des Golf von Suez. Während seines Wüstenaufenthaltes wurde Antonius ständig von quälenden Visionen heimgesucht. Es erscheinen ihm die unterschiedlichsten Personen, um ihn von seinem asketischen Leben abzubringen.

Warum zum Henker tut jemand so etwas? Ist der Heilige in Wahrheit nur ein großer Schauspieler? Und seine angebliche Askese nichts weiter als eine medienwirksame Performance? Antonius als ein egozentrischer Hauptdarsteller seiner selbst… ein Spiegel in einem Spiegel in einem Spiegel…Ein Tänzer, gefangen in einer Glaskugel…  oder ist er nur ein gottverlassener Depressiver? Ein Einsamkeitsfanatiker, der seine Selbstausgrenzung aus der Welt nicht als Verbannung darstellt, sondern sie im Gegenteil zu seiner grenzenlosen Erhöhung stilisiert? Antonius, der geborene Künstler?

(Plötzlich ein Geräusch von zerspringendem Glas!)

Er (Adam) schreckt aus seinen Gedanken auf. Er blickt sich im Raum um. Die Reste der gestrigen Party sind noch nicht vollends beseitigt. Einige leere Flaschen und Weingläser stehen noch herum, eine Schale mit Chipsresten.

ER (ADAM) :Was ist passiert?

DIE FRAU (aus dem Hintergrund rufend): Tut mir leid! Mir ist ein Glas heruntergefallen.

Die Frau blickt um den Türrahmen und lächelt ihm zu.

DIE FRAU: Hab ich dich sehr erschreckt?

15. Labor. Das bekannte Chaos überall. Adam sitzt nackt auf seinem runden Bett (*17). Er ist verschwitzt. Aufmerksam beobachtet er die Frau, die sich beginnt anzuziehen. Sie schüttelt ihr Haar, setzt sich ihre Brille auf und schaut zu ihm hinüber.

DIE FRAU :War doch gar nicht so schlimm, was?

Sie lacht! Dann stolziert sie in ihrer Unterwäsche zu einer Digitalkamera hinüber, deren rotes Aufnahme-Lämpchen leuchtet. Sie hantiert selbstsicher mit einigen Funktionen der Kamera herum. Dann lächelt sie Adam zu.

DIE FRAU :Geil.

*17>>Das runde Bett! Noch einige weitere, kurze und abschließenden Assoziationen dazu. Die Symbolik des runden Bettes „speist sich“, laut Beatriz Preciado in ihrem schon erwähnten Buch „Pornotopia“, „ aus der traditionellen Funktion, die das königliche Bett bis ins 18. Jhd. hatte … Und zwar liegt er (der König), im Kreise seiner Untertanen, in einem Bett, das auf einem Sockel ruht…“ Nun, Antonius ist kein König. Er ist der Träumer, der Narr, der sich als melancholischer Sanguiniker zum Zentrum seines Universums macht! Antonius ist Wile E. Cojote der noch einmal das Schild mit der Aufschrift „BYE !“ hoch zeigt, bevor er pfeilschnell in die abgründige Tiefe stürzt! Ist Antonius, ein Mann, der nicht erwachsen werden will? Einer „ der in einem Haus voller Kinderspielzeug lebt und einen großen Teil seiner Energie darauf verwendet Kinderspiele zu spielen, der sich wie ein Pubertierender verliebt und entliebt und wütend wird, wenn er Haut auf der Milch entdeckt.“ (???) Ist das so?<<

ER (ADAM) (V.O.) :Der Camcorder erkennt Hauttöne und passt de Aufnahme an, um die Hautbereiche weicher und natürlicher aussehen zu lassen. Die Hauttonfunktion kann nicht benutzt werden, wenn der Programm-Wahlschalter auf ☐ gestellt wird.

DIE FRAU :Das war doch einfach nur geil. Lass uns unser Spiel noch einmal ansehen.

Wiedergabe auf einem Fernsehschirm – Die AV-Buchse dient auch als Kopfhörerbuchse. Wenn das Kopfhörer-Symbol auf dem Bildschirm angezeigt wird, ändern Sie die Einstellung nach dem folgenden Verfahren.

CAMERA       PLAY (VCR)      ⎮      CARD CAMERA      CARD PLAY

MENU                VCR-EINRICHTUNG ››   AV/ KOPFH. ·· AV   

Öffnen Sie das Menü, und wählen Sie [ VCR-EINRICHTUNG ]. Wählen Sie den Posten [ AV / KOPFH.], setzen Sie ihn auf [ AV ], und schließen Sie das Menü.

Fernsehgeräte mit SCART-Anschluss – Schlagen Sie auch in der Bedienungsanleitung des Fernsehgerätes oder Videorecorders nach. Schalten Sie alle Geräte aus, bevor Sie die Anschlüsse vornehmen.

  1. Schließen Sie den SCART-Adapter PC-A 10 an den SCART-Anschluss des Fernsehgerätes oder Videorecorders an.
  2. Schließen Sie das Stereo-Videokabel STV-250N an die AV-Buchse des Camcorders ind die Audio/Video-Buchsen des SCART-Adapters an.
  3. Schließen Sie den weißen Stecker an die weiße AUDIO-Buchse L (links), den           roten Stecker an die rote AUDIO-Buchse R (rechts) und den gelben Stecker an       die Videobuchse VIDEO an.
  1. Wenn Sie den Camcorder an ein Fernsehgerät anschließen, stellen Sie den             Eingang VIDEO ein. Wenn Sie den Camcorder an einen Videorecorder                      anschließen, stellen Sie den Eingang auf LINE ein.

✐ Der SCART-Adapter PC-A10 ist nur für Ausgabe vorgesehen. Um über den analogen Eingang oder Analog/Digital-Umwandlung durchzuführen, verwenden Sie bitte einen SCART-Adapter mit Eingangsfunktion (im Handel erhältlich).

Fernsehgeräte mit Audio/Video-Buchsen – Schlagen Sie auch in der Bedienungsanleitung des Fernsehgerätes oder Videorecorders nach. Schalten Sie alle Geräte aus, bevor Sie die Anschlüsse vornehmen.

  1. Schließen Sie das Stereo-Videokabel STV-250N  an die AV-Buchse des Fernsehgerätes/Videorecorders an.

Schließen Sie den weißen Stecker an die weiße Audiobuchse L (links), den roten Stecker an die rote Audiobuchse R (rechts) und den gelben Stecker an die gelbe Videobuchse VIDEO an.

3. Wenn Sie den Camcorder an ein Fernsehgerät anschließen, stellen Sie den            Eingang VIDEO ein. Wenn Sie den Camcorder an einen Videorecorder                        anschließen, stellen Sie den Eingang auf LINE ein.

L I N E

ER (ADAM) : Junger Mann! Deine Communities, du bespielst sie aus Nächstenliebe? GUCKGUCK! Eine moderne Entwicklung, das gebe ich ich. Aber eine Entwicklung, die mit den Lebensbedürfnissen des Menschen, nicht vereinbar ist. O, GUCKGUCK: Randvolle Programme. Von profan bis heilig. Sie versprechen dir grenzenloses Glück.Aber sei ehrlich! Ist das möglich? TIEFE BESITZT NUR DIE WELT … Luftschlösser bauen wir alle, problematisch wird es erst, wenn wir versuchen, in ihnen zu wohnen.

STOP

REW

<<

STOP

PLAY

>

ER (ADAM) (OFF) : Sie fordert uns nicht auf, etwas zu tun, sie lässt es gar nicht zu; wie das Guckguck-Spiel der Kinder ruht sie abgeschlossen in sich. Und zugleich ist sie, wie das Guckguck-Spiel, überaus unterhaltsam.

STOP

REC   PLAY

●         >

ER (ADAM) : Als Einsiedler zog Antonius in eine Felsengrotte. Dort wollte er als Outsider ein gottgefälliges Leben führen.

Und das Leben? Wir imitieren das Leben bloss. Ohne es zuvor vollständig studiert zu haben. Wir imitieren Bewegungen oder Handlungen. Geschicklichkeiten oder Gesten, Pantominen, Gesichtsausdrücke, Töne, Laute, Sprache, Körperhaltungen, sowie Stellungen beim Sex. Wir studieren sogar verzerrte Aussagen. Halbgeschwärzte Protokolle. Gestörte, wie verworrene Texte lassen uns nicht los; es reizt uns sogar umso mehr sie nachzuahmen, je weniger sie uns plausibel erscheinen; sie dann auseinander zu pflücken und ihnen am Ende eine neue Gestalt zu geben, ist unser Spiel. Unser Narren-Leben ist eine Als-ob-Schleife, die geschlossen werden muss! So als ob wir das Leben gelebt hätten. Das ist die ganze Kunst! Die Erfahrung von Emotionen… das ist das Leben, mein lieber Antonius!

To Return To The Last Scene Viewed,

Press PLAY

To Disable The Operation,

Press STOP Again…

Die Versuche

Ich glaube an Gazellengespanne, Elefantenquadrigen, Kamelpaare nach Hunderten und Stuten mit einer Mähne, so lang, dass ihre Hufe sich im Galopp darin verfangen… Im Schatten der Linden wechseln die Götter ihr den Gürtel mit süßen Worten… Daran glaube ich! O, sie wird kommen! Die Krankenwärterin Educa, deren Weißdornstrauß die bösen Träume vom Kinde fern hält… Ich hätte IHM die ersten Wünsche gelehrt, die Fürsorge der Dienerin. Und die Fröhlichkeit der Jungen hängen sie ihm aus Gold auf die Brust…O, welches Glück…

DER JUNGE MANN : Oja, was für ein Glück… Ehrlich. Okay… ich denke, wir essen mal eine Kleinigkeit. Ein Baguette.? Oder bestellen wir einen italienischen Vorspeisenteller? Für uns zwei? Oder lieber direkt was trinken?

ER (ADAM) : Gerne.

Der junge Mann winkt die Bedienung heran und gibt die Bestellung auf. Er (Adam) holt aus seiner Jackentasche ein Taschenbuch hervor.

ER (ADAM) : Hast du schon einmal die „Versuchungen des heiligen Antonius“ gelesen?

Er schiebt dem jungen Mann das Taschenbuch über den Tisch hinüber. Der junge Mann nimmt es auf und blättert darin herum.

DER JUNGE MANN: Vor Jahren hab ich das mal gelesen. Öde. Flaubert.

ER (ADAM): Genau. Gustave Flaubert.

Er präsentiert dem jungen Mann eine s/w-Fotografie. Sie zeigt Flaubert. Porträtiert von Nadar, einem berühmten Fotografen (1820 – 1910).

DER JUNGE MANN: „Man muss mit Besonnenheit geboren sein, um Literatur zu machen“. Zitat: Flaubert.

ER (ADAM): Gut! Genau. Das hat er gesagt.

DER JUNGE MANN: Ich bin schlau, was?

ER (ADAM): Und er fügte ironisch hinzu: „Wie man unterstützt wird. Wie man ermutigt, wie man belohnt wird!“ (lacht)

DER JUNGE MANN: Du bist also auch ein Anhänger der Theorie, dass sich das Genie dem verweigern soll, was wir profanen Tatmenschen schlicht und einfach unser alltägliches LEBEN nennen. REAL WORLD vs. FANTASY WORLD? Ist das dein Thema?

ER (ADAM): Magst du das so sehen?

DER JUNGE MANN: Ich?! Du möchtest das doch wohl so sehen! Oder etwa nicht?

ER (ADAM): Ich meine,Triebnaturen sind grotesk.

DER JUNGE MANN: Grotesk? Und das sagst DU mir? DAS ist grotesk!

Er (Adam) zieht den Kassettenrecorder,den er beiseite gelegt hatte, wieder zu sich.

PLAY

EINE STIMME (V.O.) Lasst uns Hüften drücken, lasst uns küssen.

Die Bedienung erscheint mit zwei Gläsern Rotwein und den bestellten Vorspeisenteller.

WIR SEHEN wie sie alles etwas umständlich auf den Tisch stellt, weil ihr der Kassettenrecorder im Weg ist.

EINE STIMME (V.O.) Fühlst du Finger, wie sie dir über den Körper laufen, und unsere Lippen, die deinen Mund suchen, und unser Haar, das deine Schenkel streift.

Die Versuche

} Adam spricht auf „Antonius-Tape # 15: Flaubert schrieb selber: Wenn du etwas geschrieben hast, was du gut findest, dann veröffentliche es! Okay, Flaubert! ABER damit bin ich selber jetzt auch nicht wirklich weiter… Oder? Im Übrigen gebe ich auch all mein Vorausgehendes (s.o. oder s.u.) als ein Thema zum Nachdenken aus! Deshalb denke ich hier auch über mich als ein komplettes Teilweise-Ganzes nach. Und gerade aufgrund deines Satz aus der Éducation sentimentale: „In den intimsten Geständnissen liegt immer noch etwas, was man nicht sagt“ –  habe ich, da bin ich mir sicher – noch nicht alles gesagt. O, Flaubert, mein lieber Flaubert.

STOP

REW

PLAY

} Adam hört auf „Antonius-Tape # 15:  Nur denke ich über mich als Ganzes nach. Trotz meinem Satz aus der Éducation sentimentale: „In den intimsten Geständnissen liegt immer noch etwas, was man nicht sagt“, habe ich nicht alles gesagt, soweit ein Mensch sich ehrlich seien kann …

STOP

REC    PLAY

●           >

 } Adam spricht auf „Antonius-Tape # 15: Es gibt absolut nichts Neues unter der Sonne, mag Flaubert sagen. Oder sein Antonius? Wir alle ziehen durch die Nacht und werden vom Feuer verzehrt. Nehmen/zeichnen wir das betroffende Ich dabei auf? Okay. Aber wenn alles schon einmal da gewesen ist, dann ist auch alles egal. Dann kann man auch seine Brüste zeigen. Oder Krebsgeschwüre. Schnittwunden. Erigierte Schwänze. Vulven, in die gekochte und geschälte Hühnereier geschoben werden. Nacktfotos. Pornografien. In einem Land, mag Flaubert zetern, in dessen Rathäusern die Büste der „Marianne“ die Grande Nation repräsentieren, ist die Nacktheit nichts weiter mehr als ein nichtiges Sinnbild. Die Freiheit, heißt es, führt das Volk barbusig an! Völlig entblösst steht sie nach ihrem Sieg der Welt gegenüber.

Und ich? Nackt?

Es scheint mir, dass ich es bin. Ich lege euch mein Inneres da. Ich vertraue mich dir an, ich werde das machen, was du willst. Ich übergebe dir mein Individuum, von dem ich genug habe. Als ich den Brief anfing, ahnte ich nicht, dass ich dir all das sagen würde.

STOP

REW

PLAY

} Adam hört „Antonius-Tape # 15: Und ich? Nackt? Es scheint mir, dass ich es bin. Ich lege euch mein Inneres da. Ich vertraue mich dir an, ich werde das machen, was du willst. Ich übergebe dir mein Individuum, von dem ich genug habe. Als ich den Brief anfing, ahnte ich nicht, dass ich dir all das sagen würde.

STOP

REC    PLAY

●           >

 } Adam spricht auf „Antonius-Tape # 15: Es ist mir in den Sinn gekommen, möge es auch nun gesagt sein. Unsere kommenden Unterhaltungen werden dadurch vielleicht vereinfacht werden. Leb wohl, ich umarme dich mit einer Menge an Gefühlen … Meine geliebte Akkordeonspielerin … ich öffne meine Augen um die Melodie deines Instruments.

STOP

ER (ADAM):  Verdammt! Zitate. Alles nur Zitate. Lügen. Halb- und Viertelwahrheiten. Und Zitate. Doch von wem bloss? Das habe ich es vergessen!

Ewige Heiterkeit

ER (ADAM) : WOW!

Der gesamte große und hohe Ausstellungsraum ist bis zur Decke mit einem riesigen Zirkusgitter versehen. So ähnlich wie man es von Raubtierdressuren her kennt. Die Betrachter dieser Installation gelangen ins Innere der Manege, indem sie einen kurzen Gang durchschreiten, der von dem Eingang des Raumes zu einer entsprechenden Öffnung im Gitter der Manege führt. Das Gitter dieses Ganges schließt sich in einem eleganten Bogen über den Köpfen der Besucher. Der eigentliche Käfig ist nach oben hin offen. Licht fällt durch ein Glasdach auf diese imposante Installation.

Im Rund des Käfigs sind vereinzelt Bistrotische aufgestellt. Mit jeweils nur einem Stuhl daran. Auf den Tischen stehen kleine Namensschilder. VENUS. BACCHUS. TOD. TEUFEL. DER SPHINX. DAS EINHORN. Oder DIE ERSTE sind u.a. darauf zu lesen.

ER (ADAM) (V.O.) : Sprach: Komm, ich bin der Trost, die Ruhe, das Vergessen, die ewige Heiterkeit. Öffne deine Augen um die Melodie eines Akkordeons.

WIR SEHEN das Namensschild mit der Aufschrift DIE ZWEITE.

ER (ADAM) (V.O.) : Sie bot mir ihre Brüste an und flüsterte: Ich bin die Einschläferin, die Freude, das Leben, dein plötzliches und unerwartetes Glück!

DIE SCHWESTER : Das ist ja wohl absolut geil.

WIR SEHEN das Namensschild mit der Aufschrift ANTONIUS.

Die ewige Heiterkeit der Kunst wird erzeugt durch die Bilder ihrer Paranoia.