Mein Traum von der heiligen Veronica

Letzte Nacht träumte ich von der heiligen Veronica Giuliani…

Sigmund Freud behauptet, dass der träumende Mensch von Haus aus witzig sei. Davon bin ich abolut überzeugt. Der Träumende ist witzig aus reiner Not heraus. Im Traum behindert mich das wirre Gewimmel und Gedränge des Erlebten einen vernünftigen, geraden Weg zu finden. Mein Unterbewusstsein verheddert sich so zu sagen in sich selbst. Es kann einfach nicht die Tür zum Bewusstsein finden. Als Träumender kämpfe ich ständig gegen die Windmühlenflügel der Assoziationen. Wie ein American Fottball-Player werfe ich mich ihnen entgegen. Indem ich mich gegen die fragliche Tür werfe, versuche ich einen Touchdown zu erzielen. Diese Tür ist die letzte Linie, die meinen Traum von der Realität trennt. Leider habe ich in meinem Fall nicht bedacht, dass es sich um eine Drehtür handelt. Kaum in der Realität, bin ich auch schon wieder im Traum zurück.

So entsteht meine Kunst.

Noch nicht auserzählt

Noch immer, nach so vielen Jahren, gehe ich in Chuck´s Zimmer. Ich schaue mir die Magazine an, die er zurückgelassen hat, die Filmplakate an der Wand. Ich berühre den Schreibtisch, an dem er gesessen, rücke den Stuhl zurecht. Dann finde ich einen kleinen Zettel vor, der neu für mich ist, er war bei meinem letzten Besuch noch nicht hier. So wie kleine Steine auf einem Grabstein bei der Orientierung auf einem Friedhof helfen, so helfen mir die Zeilen des Dichters Wondratschek wieder einmal, dass ich mich in meinem Leben zurechtfinde. “Ein Tag wie einer aus einem anderen Jahrhundert, und – was immer man darüber denken mag – eine Windstille, wie wenn man vor einem Gemälde die Luft anhält, die Augen schließt und sich vor Glück mit dem Mädchen, das nicht da ist, ins Gras, das nicht da ist, wirft.“ Das Leben, seins und meins, es ist noch längst nicht auserzählt.

This Could Be The Big One (?)

Zeiten falten sich ineinander / Ein Innenfutter aus Sternenstaub / Die eigene Seele auskleiden / Sich im Traum verlieren / Am Ende nackt vor der Kunst stehen / Nichts wofür ich mich schäme / Ich blicke zum Himmel empor / Wolken aus dem Staub der Zeit und uralten Erinnerungen haben sich unter der eigenen Gravitation zusammengezogen / Ein neuer Stern ist geboren / Vielleicht ist es nun an der Zeit alte Gewohnheiten sterben zu lassen…

Suchmeldung

Ich mache seit sechzig Jahren eine Reise durch meine Zelle. Darüber gebe ich mir Auskunft, lege Rechenschaft ab, führe Tagebuch, fertige Reiseskizzen und Bilder meiner Expedition an. Ein Sprung ins Herz der Finsternis bei Nacht. Ein Sprung in die Sonne bei Tag…

An machen Tage gehe ich mir völlig verloren. Dann fertige ich Suchmeldungen an. Hefte mir diese auf die Seele, bete um Erleuchtung, setze zur Ergreifung eine Belohnung aus…

Erinnerungen sammeln

Sind Kunstwerke nicht Erinnerungen an etwas Abwesendes? Mir will es so erscheinen. Deshalb ist eine bestimmte Frage von so großer Bedeutung. Wie kann ich mich an etwas erinnern, was es (vielleicht) nie gab? Ich beginne mich nur langsam an alles zu erinnern. Besonders wenn ich male, zeichne, collagiere. Dann, wenn ich schreibend eine Erinnerung vor mir aufsteigen sehe. Stets sind es Erinnerungen, die mir völlig neu sind. Diese Erinnerungen nehme ich wahr. Ich prüfe sie. Ich klopfe sie ab. Ich berühre sie. Sie berühren mich.

Zuflüsterungen

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass mit jeder kreativen Arbeit, mit jedem Bild, das ich male, ein neuer Stern geboren wird. Es dauert bloß extrem lange, bis sein Licht zur Erde gelangt. Ab und an trete ich des Abends vor die Tür, schaue in den Nachthimmel, fixiere einen der Sterne und sage leise zu mir: „Den da habe ich gemacht.“ 

Mein Film-Orakel

Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe war, darauf schwöre ich Stein und Bein, so eine Art klassischer Quentin Tarantino. Also jemand, der in die Lichtspieltempel der Welt einkehrt, um sich dort inspirieren zu lassen. Um das Mark des anderen wahren Lebens in sich aufzusaugen. Egal ob Mainstreamfilme wie „The Avengers“ und „Mamma Mia“ oder eher special interest– Streifen wie „The Last Movie“ und „Catch Your Dreams“, Goethe hatte einfach alles begeistert. Ich tue es ihm gleich… „Im tiefen Tal der Superhexen“ oder „Fight Club“, ich ersehe (& gestalte) aus all diesen Filme mein Schicksal.

Aus Liebe zum Film

Johann Wolfgang von Goethe hätte Kino mit Sicherheit geliebt! Leider gab es zur Zeit, als er seinen „FAUST“ schrieb, kein Lichtspielhaus in seiner Nähe. Wenn dem so gewesen wäre, dann stünde im „FAUST“ anstelle von „Ich Ebenbild der Gottheit“ heute ein „Niemand verarscht Jesus“ …oder noch besser ein: „Go Ahead Make My Day“.