Das ist mein Leib

Am Morgen, ein Fieber durch die Nacht. Die wildesten Träume, kindliche Spinnereien, eigene Obsessionen, all das zusammen in ein lauwarmes Bett der Phantasie bröckeln und so lange mit den eigenen Wimpern verrühren, bis sich diese Melange der Emotionen vor den eigenen Augen aufgelöst hat. Die eigenen Ängste in eine große Schüssel geben. Den Gedanken-Träume-Mix zu den Ängsten geben, als auch trockene Wertmaßstäbe und Vorurteile unterheben, und alles mit den eigenen Händen kräftig kneten, bis ein geschmeidiger Identitäts-Teig entsteht. Diesen Teig vergraben an einem inneren Ort und gären lassen. Von Zeit zu Zeit ihm Gedichte zuflüstern, Lieder singen, streicheln. Das Volumen von diesem Seelen-Teig sollte sich dadurch mit jedem fiebrigen Atemzug verdoppeln. Den Teig mehrmals kurz durchdenken und anschließend zu seinem eigenen Leib formen. Mit einem Messer das erregt schlagende Herz ruhig mehrmals einschneiden und sein Blut mit den Händen auffangen. Seinen Leib auf ein ausgelegtes weißes Laken betten und nach Belieben mit Tautropfen aus Blut bestreuen. Das ist mein Leib für euch. Entstanden aus einem Ineinander von Begierde und Angst, Panik und Gelächter, dem Fieber einer Flamme. Fieber, wenn wir das Leben lernen. Seien wir still und haben des Wandels Acht: Es wächst viel Brot in jeder diskreten Nacht.