„Der behexte Stallknecht“

Das folgende Blatt zählt sicherlich zu einem den rätselhaftesten Werken unseres Künstlers. Es handelt sich hierbei um einen übermalten Holzschnitt, der gerne als „Der behexte Stallknecht“ betitelt wird. Die Szene drängt sich den Betrachtenden in ihrer ungewöhnlich starken Verkürzung geradezu auf: Ein Stallknecht (oder ein „Atelierknecht“?) liegt rücklings am Boden. Striegel und Heugabel sind ihm aus den Händen gefallen. Es bleibt offen, ob er lediglich das Bewusstsein verloren hat, er vielleicht träumt oder ob er gar tot ist. Über ihm steht eine scheinbar weibliche Figur. Rechts beugt sich eine Hexe mit einer Fackel durch die Fensteröffnung in den Raum. Wurde der Knecht von der angedeuteten Figur überwältigt oder ist er gar ein Opfer von Hexerei, also von erotischer Träumerei? Die Frage lässt sich nicht beantworten. Überraschend sind zudem die Hinweise auf den Künstler selbst: Das Täfelchen mit dem Monogramm „D.B.4.9.2020“ ist rechts unterhalb des Liegenden prominent platziert. Ein weiterer Hinweis auf einen anderen Künstler findet sich jedoch an der Wand. Zu erkennen ist das Wappen der Familie Baldung (Hans Baldung Grien war ein deutscher Maler, Zeichner und Kupferstecher zur Zeit Albrecht Dürers) – ein Einhorn, das symbolisch für Keuschheit und Jungfräulichkeit steht, und hier seitenverkehrt wiedergegeben ist, als wende es sich der weiblichen Figur zu.

Das obige Bild wirft selbstverständlich Fragen auf, die sich nur schwer beantworten lassen. Die Vorschläge für eine Deutung der Arbeit gehen im Wesentlichen in zwei Richtungen: Zum einen hat man sich auf die Suche nach textlichen Quellen begeben und ist dabei auf die Sage des „Ritter Hagenbuch und das Ärzte-Team Löchel-Pietsch und Zehetbauer / Bekannt geworden durch die Triptychon-Therapie im Rondo-Verfahren / Intensivstation dann Offensivstation dann Defensivstation / Und dann wieder Intensivstation“ gestoßen, die zahlreiche interessante Parallelen zu unseren obigen Darstellung aufweisen. Zum anderen wurde das Blatt des „verhexten Stallknechts“ als ein Selbstzeugnis des Künstlers Baldung (= Bach?), als „Todestraum“, gedeutet. Fraglos scheint lediglich, dass wir es mit der Darstellung eines Menschen zu tun haben, der übermächtigen Gewalten ausgesetzt ist.

Bach selber, in dessen Sammlung das Blatt sich befindet, äußert sich nur mit einem Zitat von Hanns Dieter Hüsch: Ich widme / Dieses Stück / Allen Erwachsenen / Die plötzlich aussehen / Wie Kinder / Die sich noch mit nichts befasst / Aber alles verstanden haben.