Die Fortschreibung der Vergangenheit ist nicht meine Zukunft

Ich bekomme das Heute nicht in den Griff; die Schatten, die das Licht aus Langeweile schlägt, sie erscheinen mir nicht logisch erklärbar. Die sogenannten Naturgesetze greifen dort nicht mehr, sind als Krückstock ungeeignet. Solch Schattenbilder verlassen ihren Wirt. Meine Erklärungen über diese Welt sickern in einen Äther, der noch an das eine Schicksal gebunden war. Meine Erkundungen vergletschern angesichts der Aufgeklärtheit unserer modernen Zeit und dem hurenhaften Gerede ihrer Statistiken.

Diese versprechen mir alles: den Himmel auf Erden, die Hölle to go. Sie breiten sich obszön vor mir aus. Aber nichts liegt vor mir, was sich vergleichen ließe. Jede der Naturgewalten und -schönheiten wirbt um sich selbst. Diese Göttinnen, allesamt klischeehaft herausgeputzt, versprechen mir den Sinn und mein Glück an ihren rasierten Quellen zu finden. Ich schreite ihre Parade ab wie eine Ansammlung von unabhängigen Sachverhalten: Madame Corona, Lady Sars, SweetSusiCovid 19 – alle sind sie als Zauberwesen einem unfassbaren Traum entsprungen. In zarter Wäsche, die nur sehr unzureichend ihre Aufdringlichkeit kaschiert. Als Bilder sind sie nicht begreifbar; sie anzufassen – selbst ein gedankenvolles Fühlen – würde teuer bezahlt werden müssen. Es gibt zur Zeit kein richtiges Ich. Nur ein ungefähres. Das Leuchten meiner Augen wird durch eine Bewegungsunschärfe überhöht. Die Iris erhält einen Kranz umgelegt, weil sie das Ziel erreicht hat: die sich verzweigende Zeit. Jedes Auge bekommt ein eigenes Herz geschenkt, mit dem es den Raum sortieren kann. Einen Raum, der sich ebenso zu teilen vermag wie die Zeit. Er teilt sich und teilt sich in eine chaotische, aber nicht zufällige Attraktion. Am Himmel erkenne ich mit solch einem Auge, am helllichten Tag, die Milchstraße wieder, den Königsweg, der die hin und her ziehenden Göttinnen direkt zu uns geführt hat. Direkt in meine Fingerspitzen, in meine Nervenenden, aus denen eine Flüssigkeit rinnt, grün, purpur oder dunkelviolett, damit ich mit Farben(-Namen) mein angeblich selbstbestimmtes Leben signieren kann.