Die Frau des Federmachers (Dein ist der Traum…)

„Es sieht nicht aus wie die anderen!“ schrie eine Stimme. Sie war schrill. Eine Stimme, so flirrend wie glühendheiße Luft. „Nein!“ brüllte eine andere Stimme. Diese ähnelte der Frau des Federmachers. Aber auch sie war nun viel lauter als ich es gewohnt war, als ich es ertragen konnte und wollte.

„Es ist mein eigenes Kind. Im Grunde ist es doch ganz hübsch, wenn man es richtig betrachtet,“ hörte ich die Frau des Federmachers mit weinerlicher Stimme sagen.

„Ich wünschte, sie könnten es noch einmal machen,“ kreischte die  erste Stimme in meinem Kopf. „Und ich wünschte ich könnte noch ein wenig länger darauf sitzen bleiben…“

(…)

Sie war dann einfach gegangen. Es war ein trüber Tag gewesen. Es nieselte. „Keine Innovationen mehr.“ Dies soll sie noch Tage vor ihrem Verschwinden zu ihrem Mann, dem Federmacher, gesagt haben…

Und sie soll angeblich sehr geweint haben, als sie diese Worte zu ihrem Mann sprach.

Bedeutete diese Botschaft jetzt, dass sie eigentlich und endlich einmal innehalten wolle, ausatmen und nachdenken? Wer weiß das schon? Diese ganze Geschichte ist unglaublich eigentümlich…

Die Flucht vor der Welt, gleichzeitig aber ihre sehr stürmischen Liebschaften mit beiderlei Geschlecht. Ihre Lieder, die Angst machten und gleichzeitig zum Lachen provozierten.

Die Frau des Federmachers schritt durch Räume von Gegenwelten. Sie sammelte Dämonen, wie andere Leute Schmetterlinge. „Nur noch flüchtig alles,“ heißt es bei Gottfried Benn. „Kein Orplid, keine Bleibe, Gestalten, Ungestalten, abrupte, mit Verkürzung.“ Sie und der Federmacher liebten dieses Gedicht. Sie liebten fast alles von Benn. Und doch ich sie fort gegangen.

„Dein ist der Traum, das Täuschen, und wenn es dich zerbricht am Boden, in den Räuschen, ein gläsern Angesicht.“

(Ich muss schon sagen, die Frau des Federmachers ist ein überaus spannendes Wesen!)