Die Stellvertreterin

„Ich will sie… aus meinem Kopf.“ Ihr Leben? Ein einziger Schwall aus Nebensächlichkeiten. Bis heute haben wir nicht miteinander geschlafen. Nicht einmal auf dem Papier. Wir sind wahrhaft keuche Perverse!

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In längst vergangenen Nächten, da gab es mal diese Partys. Bei uns. Sie will sie nicht vergessen. Aber auch nicht dran erinnert werden.

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Manchmal flirtet sie heute aus resignierter Abenteuerlust die Bedienung in ihrem Lieblingseis-Café an. Danach schleckt sie alleine ihr Stracciatella-Eis. Später steht sie dann wieder müde in der Welt. Und vor ihrem Spiegelbild.

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Als sie sich zur Seite abwendet, betrachte ich ihren kräftigen Körper. Später beichte ich ihr, dass ich das gleiche Spiel mit weiteren Frauen getrieben habe. Aber nie so intensiv, wie mit ihr, betone ich beschämt. Sie lächelt müde. Sie, die nie mit Männern spielte, schaut mich traurig an. Und droht mit dem Zeigefinger.

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Dann kommt die Frau auf mich zu, mit der ihr seeleneigenen Verzweiflung im Gesicht. Sie sinkt vor mir auf die Knie. Sie nimmt meine Hand und sie führt sie über ihren Körper. Er ist wieder nur aus Papier.

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Eine milde Strafe: so viele Bilder! Von Dir. Unzählige Offenbarungen. Von mir. Die Seele des Sünders, heißt es, kommt nicht in den Himmel. Nicht? Anima?! Aber die Seele existiert doch bereits vor unserer Zeugung. Sie bewohnt und lenkt uns also nur vorübergehend und benutzt uns als Werkzeug oder sie ist in dem Körper wie in einem Gefängnis eingesperrt. In Deinem Körper.

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Dein massiger Weiberkörper. Wie sehr liebe ich den Bedeutungswandel zu einem besseren Beiklang hin. Du. Weib. Weibôn. Im Sinne geistiger Beweglichkeit und überirdischer Begeisterung.

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Unter einem Schwall von bunten Röcken, da liegt Dein Paradies verborgen. Ich hebe sie auf… Die Zeichnungen… Krieche darunter… Die Leinwände… Decke mich mit ihnen zu… All diese Bilder. Du findest darin zum Leben zurück. Genauso wie ich.

P1080578 Kopie(Auszüge aus meinem Text „Die Stellvertreterin“. Einer lieben Freundin gewidmet. Anima!)