Durcharbeiten ist ein Begriff, der in der Psychoanalyse für die Integration einer Deutung verwendet wird. Das Durcharbeiten kann von einem Psychotherapeuten begleitet werden, der mir evtl. aufzeigt, wie sich infrage kommende Bedeutungen in verschiedenen Zusammenhängen bei mir immer und immer wiederfinden. Anstelle des Therapeuten hilft mir mein älter gewordenes Ich. Durcharbeiten bezeichnet eine Situation oder eine Phase in meinem Leben, weil in mir etwas auf einen Widerstand stößt. Etwas verändert sich, bricht meine Kruste auf. Ich versuche deshalb eigene Deutungen in mein Werk zu integrieren.
Es heißt, im Durcharbeiten lerne ein Subjekt, also ich, bestimmte verdrängte Elemente des Unbewussten zu akzeptieren und sich vom Wiederholungszwang zu befreien. Dabei will ich gar nicht von Zwang reden. Eher von einer berauschenden Idee der Wiederholung. Für mich ist eine Wiederholung das Ausgezeichnete und das Gewöhnliche zugleich, sie ist Differenz und das Verschiedene, Differenz und Identität, Trugbild und Wiederholung in der ewigen Wiederkunft eigener Bilder; diese repräsentieren meine reine Vergangenheit, mein Gedächtnis an die reine Vergangenheit und die Vergegenwärtigung all meiner Gegenwarten.Ich bin mein eigener Nachlaßverwalter geworden. Ich versuche mir einen Überblick über den Umfang meines Werkes zu verschaffen und will dafür sorgen, dass es „aus meinen augen deren netzhaut und hornhaut und linsen ebenso (zu) fluorenzieren“ vermag „wie ungreifbarer rauch und tau aus dem himmel“ (Raoul Schrott).