Einfach nur Kunst

Warum war ich sechs oder mehr Wochen weggesperrt? Was war mein Vergehen?

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich ging normal meines Weges, saß in einem Eis-Café, schrieb Tagebuch, ging ins Atelier, malte, zeichnete. Und dann war das alles auf einmal vorbei. Alles wurde anders. Kontaktsperre. Isolation. Warum darf ich jetzt so plötzlich wieder raus? Einen Tag vor meinem 57 Geburtstag. Ein neuer Geburtstag, eine neue Geburt? Ist es das? Genug gebüsst? Eine Regenwolke wurde unlängst zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie einen Schatten auf eine herrschsüchtige, narzisstische Legende warf. Diese feuert aus allen Rohren gegen die angeblichen Lügen der Regenwolke. Die Regenwolke, geifert die selbsternannte Legende, würde seine selbsternannten Erfolge nicht ausreichend würdigen. Die Legende lebe schließlich nur im eitlen Sonnenschein. Ach – sieh doch – die Regenwolke zieht schmunzelnd weiter von Gipfel zu Gipfel. Und die Troubadoure singen wieder ihre Lieder: Unter einem Schwall von bunten Röcken, da liegt ein Paradies verborgen. Ich hebe diese Stoffe auf… Die Zeichnungen… ich krieche darunter… Die Leinwände… ich decke mich mit ihnen zu… All diese Bilder…das Leben findest darin zum Leben zurück. Genauso wie ich. Kind, sag, wer bin ich? Wer keinen Erfolg hat, habe ich mal gelesen, sei nicht wirklich attraktiv? Dann sind wir beide wohl auf alle Ewigkeit zur Hässlichkeit verbannt. Und ich kann uns die Schönheit nur durch meine analoge und „hingerotzte“ Kunst zurückgewinnen.

„Dorthin will ich zurückkehren“, sagte ich meinem Gegenüber. Es lächelt sein verständnisvolles Lächeln. „Wäre es bloß so einfach“, argwöhnte jedoch der Auf-Schließer zum heutigen Tag.

„Glaub mir, mein Freund, es ist so einfach. Ganz einfach. Denn wir könnten am Ende…  das alles hier… einfach nur KUNST nennen.“