„Das längst Gewohnte, das alltäglich Gleiche, / Mein Auge adelt mirs zum Zauberreiche: / Es singt der Sturm sein grollend Lied für mich, / Für mich erglüht die Rose, rauscht die Eiche. / Die Sonne spielt auf goldnem Frauenhaar / Für mich – und Mondlicht auf dem stillen Teiche. / Die Seele les ich aus dem stummen Blick, / Und zu mir spricht die Stirn, die schweigend bleiche. / Zum Traume sag ich. »Bleib bei mir, sei wahr!« / Und zu der Wirklichkeit: »Sei Traum, entweiche!« / Das Wort, das Andern Scheidemünze ist, / Mir ists der Bilderquell, der flimmernd reiche. / Was ich erkenne, ist mein Eigentum, / Und lieblich locket, was ich nicht erreiche. / Der Rausch ist süß, den Geistertrank entflammt, / Und süß ist die Erschlaffung auch, die weiche. / So tiefe Welten tun sich oft mir auf, / Daß ich drein glanzgeblendet, zögernd schleiche, / Und einen goldnen Reigen schlingt um mich / Das längst Gewohnte, das alltäglich Gleiche.“ (Einen Kuss für Hugo von Hofmannsthal)