Gegenwart

„Mein Spiegel ist von Herbstnebeln blind.
 Ich kann nicht mehr in den Mai zurück. 
Ich flechte aus meinen weißen Haaren mir einen weißen Strick.
 Ich schlinge ihn um das Horn des Mondes am Himmel fest,
 dass er nicht reißt, wenn mich der Frühwind tanzen lässt. 
Meine Zunge wird mir aus den Zähnen jappen. 
Reißt sie heraus, gönnt einem Hunde den Happen. 
(Er wird fortan nur noch nach schönen Versen schnappen.)“ … Jetzt an Jetzt wird aneinander gereiht. Eine Perlenkette. Ich zerreisse sie. Und die kleinen Kügelchen der Gegenwart kullern umher. Jetzt schon gute 50 Jahre. Das ist alles schön seltsam, oder?

(Gedicht von (Alfred Henschke) Klabund)