Im „Café Liebe“

„Was denkt der Liebende von der Liebe? Kurz gesagt, nichts,“ notiere ich mir in/auf meinen Notiz-Blog. Und füge noch hinzu: „Der dunkelste Platz ist immer unter der Lampe.“ Diese Merksätze skizzieren für mich meine tiefverwurzelte Überzeugung, dass Fantasien im „Café Liebe“ nicht schamlos ausgelebt werden, sie müssten zerplatzen wie Seifenblasen…

Fantasien erleuchten vielmehr alle Winkel meines Daseins. Nein, das Leben im „Café Liebe“ macht keine Anstalten sich wichtig zu nehmen. Es ist nicht mehr als das Löffelchen, mit dem ich verträumt meinen geliebten Espresso umrühre, während ich gleichzeitig meine Gedanken von der Leine lasse. Sie tollen herum, mit neugierig kindlicher Fröhlichkeit. Nicht auf Befriedigung bin ich aus, sondern vielmehr auf der Suche nach Vorstellungen einer mich bezaubernden Welt. Der wahre Ursprung der Welt ist kein skandalträchtiges Bild à la Gustave Courbet, ein Bild, bei dem Skeptiker gerne die Frage in den Raum stellen: „Besitzt der Akt auf dem Gemälde überhaupt einen Kopf?“ Ehrlich jetzt? So treten Sie an ein Kunstwerk heran? Formal-analytisch. Im „Café Liebe“ mach` ich mir über so etwas wahrlich keinen Kopf. Der Ursprung meiner Welt liegt für mich nämlich vielmehr in all jenen Cafés verborgen, deren Eingangstüren allesamt als Fluchttüren funktionieren und hinter denen ich mich vor der Welt der Skeptiker in Sicherheit bringen kann.