Im Schatten großer Namen ist immer noch ein Plätzchen frei.

Was haben kunsthistorische Erinnerungen mit meinem verträumenden Blick aus dem Atelierfenster auf die Treppe zu tun, die an meinem Atelier vorbeiführt? Nun, sie erinnert mich, nicht nur heute, an das berühmte Bild „Akt die Treppe herabsteigend Nr. 2“ von Marcel Duchamp. Es entstand im Jahr 1912. In diesem kubistischen Bild ersetzte Duchamp den bislang übliche eindimensionalen, standpunktfixierten Blick auf einen Gegenstand durch eine mehrperspektivische Sicht. Duchamp war einer der ersten Künstler, der so die Dimension „Zeit“ in die Malerei einbrachte. Ein anderes, ebenso berühmtes Bild, an das ich in diesem Zusammenhang oft denken muss, zeigt eine nackte Frau, die scheinbar schlafwandlerisch eine Treppe hinunter schreitet. Der Titel dieses Bildes lautet „Ema – Akt auf einer Treppe“. Der Maler Gerhard Richter fertigte dieses Bild 1966 an. Und ich? Ich schuf mir unlängst ein kleines „missing link“. Eine bis dato fehlende Verbindung zwischen der vergangenen und der neueren (Kunst-)Geschichte. Oder passender formuliert: im Schatten großer Namen ist immer noch ein Plätzchen frei.